«Nennt mich schamlos und unmoralisch. Verpasst mir die schlimmsten Schimpfnamen, wenn es euch erleichtert, aber ihr werdet mich nicht mehr einschüchtern.»
In «Liebe» beobachtet Claire voller Sehnsucht das Liebes- und Eheleben ihrer beiden Schwestern. Als Einzige mit dunkler Haut geboren, bleiben ihr Glück und Erfüllung verwehrt. Doch gegen ihre erotischen Wünsche kann sich Claire nicht wehren, die heimliche Liebe zu ihrem Schwager wird zur Besessenheit. Während draußen die Wut der gnadenlosen Diktatur tobt, sucht sie Erlösung in einem grausamen Akt der Rebellion.
In «Zorn» wird die junge Rose gezwungen, mit einem abstoßenden Soldaten zu schlafen, um die Übernahme des Landes ihres Vaters durch die Regierung zu verhindern. Nur ihre Mutter ist entschlossen, sie und die Familie zu retten. Aber kann man mit diesen gesetzlosen Despoten überhaupt verhandeln?
In «Wahnsinn» wartet René, ein wankelmütiger Dichter, auf seine Hinrichtung wegen Verschwörung und Gefährdung der Staatssicherheit. Besessen von den Seelen der Toten, der Kraft der Poesie und in Furcht vor den Handlangern Duvaliers, bereitet er sich auf seinen letzten Widerstand vor.
Marie Vieux-Chauvets atemberaubende Trilogie «Liebe, Wut, Wahnsinn», von Sinnlichkeit und Wut durchdrungen, ist ein bemerkenswertes literarisches Ereignis von wilder politischer Kraft. Ihre drei Novellen zeichnen ein schockierendes Porträt von Menschen, die unter dem unterdrückerischen Regime Haitis kämpfen.
Об авторе
Marie Vieux-Chauvet (1916–1973) wurde in Port-au-Prince in Haiti geboren. Ihr Vater war haitianischer Politiker, die Mutter stammte von den ehemals spanischen, seit 1898 zu den Vereinigten Staaten gehörigen Jungferninseln. Sie besuchte die l‘Annexe de l‘École Normale d’Institutrices und machte 1933 ihren Abschluss als Grundschullehrerin. Kurz darauf heiratete sie Aymon Charlier, einen Arzt, ließ sich aber vier Jahre später scheiden. Ihren zweiten Mann, Pierre Chauvet, heiratete sie 1942. Ab 1947 trat sie als Theaterautorin in Erscheinung. Ihr erster Roman «Töchter Haitis» (Fille d’Haïti) erschien 1954 und wurde mit dem Prix de l’Alliance Française ausgezeichnet. Es folgten die Romane «Tanz auf dem Vulkan» (La Danse sur le Volcan, 1957) und «Wiedersehen in Fonds-des-Nègres» (Fonds des Nègres, 1960), für letzteren wurde sie mit dem Prix France-Antilles geehrt. Als François Duvalier Präsident wurde und sich als Papa Doc zum Diktator aufschwang, bedeutete das für sie massive Einschränkungen. Sie war einziges weibliches Mitglied in der haitianischen Autorenvereinigung «Les Araignées du Soir». Die Trilogie «Liebe, Wut, Wahnsinn» (Amour, Colère, Folie, 1969) erschien auf Fürsprache Simone de Beauvoirs. Aus Angst vor Repressalien kaufte ihr Mann alle in Haiti befindlichen Exemplare auf. Schließlich musste sie ins US-amerikanische Exil gehen und lebte bis zu ihrem Tod in New York. Dort schrieb sie auch ihren letzten Roman, «Die Raubvögel» (Les Rapaces), der 1971 erschien.