Wer erinnert sich heute noch an Uruguay als Aufnahmeland für Flüchtlinge vor dem nationalsozialistischen Regime? Wie kam es, dass sich ab März 1938 rund 800 jüdische Österreicher Innen nach Montevideo retteten? Und wie erging es ihnen beim Neuanfang in Südamerika?
Rund 800 Österreicher Innen, fast alle jüdischer Herkunft, suchten nach dem ‘Anschluss’ im März 1938 Rettung in Uruguay. Hätten sie die Wahl gehabt, wären die meisten wohl lieber in die USA geflüchtet, wenn es schon Amerika sein musste. Von Uruguay, dem kleinen Land am Río de la Plata, wussten sie nichts, aber sie hatten eben keine Wahl – Hauptsache weg. Sie versuchten in der Hauptstadt Montevideo zurechtzukommen, ein Teil wanderte weiter, viele blieben. In Österreich hatten sie überwiegend einer bürgerlichen und unternehmenden Mittelklasse angehört. Vor allem den Jüngeren gelang es, sich wieder hinaufzuarbeiten. Uruguay expandierte in den 1940er-Jahren, die aus dem Deutschen Reich Vertriebenen nützten das günstige Umfeld und trugen selbst zu Modernisierung bei.
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Dr. Oliver Kühschelm ist geschäftsführender Institutsleiter und Abteilungsleiter des Zentrums für historische Migrationsforschung am Institut für Geschichte des ländlichen Raumes.