Thomas Manns Aufenthalt in Weimar, wo er Anfang August die Rede ›Ansprache im Goethejahr 1949‹ hielt, rief im Westen wie im Osten Deutschlands ein beträchtliches Medienecho hervor. Ein häufig geäußerter Vorwurf lautete, die sowjetischen Machthaber würden den prominenten Besuch für Imagezwecke ausnutzen. Zugleich wurde Manns Haltung gegenüber der Sowjetunion kritisch in Frage gestellt. Wie dieser jedoch mehrfach betonte, hätte er es »als eine Unvollständigkeit [s]einer Deutschlandfahrt empfunden«, wenn er »nur eine der beiden geweihten Goethestätten, nur die Geburtsstadt des Helden besucht hätte und nicht auch die Stadt, in der er von jungen Jahren an sein gewaltiges Leben verbracht hat.« Dem Tagebuch nach ist diese Ansprache am 1. August 1949 als Diktat an Katia Mann entstanden. Sie wurde im selben Jahr als Sonderdruck im Thüringer Volksverlag veröffentlicht und anschließend in mehreren Zeitungen in der sowjetisch besetzten Zone veröffentlicht.
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Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.