Am 26. Januar 1926 trug Thomas Mann im Rahmen einer Lesung an der Ecole Normale Supérieure in Paris zwei Kapitel aus seinem großen Vortrag ›Goethe und Tolstoi‹ vor, der erstmals 1921 veröffentlicht und 1925 in einer erweiterten Essayfassung erschienen war. Und es erwies sich, dass er die kommenden Entwicklungen hellsichtig vorausgesehen hatte: »Das Recht, die Wissenschaft, die Kunst, die Literatur unterwerfen sich – sie ›schalten sich gleich‹, wie das Wort der Straße, die abscheuliche Parole des Tages lautet.« Dass die Religion gewissermaßen als Korrektiv, gar als letzte »Bastion« übrigbleiben und Widerstand leisten werde, darauf hoffte Mann weiterhin. 1932 erschien die Buchform von ›Goethe und Tolstoi‹, in der er seine Position zur Kirche – zur katholischen wie auch zur protestantischen – noch weiterentwickelt.
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Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.