Mit den Betrachtungen eines Unpolitischen (1918) hatte sich Thomas Mann den Ruf eines deutschnationalen Monarchisten, eines Reaktionärs, eingehandelt. Die 1922 erschienene Rede ›Von deutscher Republik‹ gilt mit ihrem Plädoyer für die Republik und die Demokratie als entscheidender Wendepunkt seiner politischen Existenz. Weniger an den eigentlichen Adressaten Gerhart Hauptmann gewendet als an die junge Generation, legitimierte Mann die Republik unter Berufung auf die Romantik, den Ästhetizismus, den Vitalismus und die Homoerotik. Die Reihe seiner Gewährsleute ist entsprechend schillernd: Novalis, Walt Whitman, Friedrich Nietzsche, Stefan George und Hans Blüher. – Kurz vor seinem Tod resümierte Thomas Mann: »Unleugbar hat ja das politische Moralisieren eines Künstlers etwas Komisches.«
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Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.