Der Band widmet sich einer aktuellen Bestandsaufnahme und Reflexion der Situation ostdeutscher Großwohnsiedlungen. Er zeigt, dass deren Entwicklungstrends kaum verallgemeinert werden können. Vielmehr sind ihre Anpassungsfähigkeit und damit „Haltbarkeit“ zu betonen. Das Ziel bestand darin, die Aufmerksamkeit sowohl der akademischen Debatte als auch der praktischen Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik auf die mittel- bis langfristigen Perspektiven zu verstärken. Der Band will ein grundsätzliches Verständnis für die differenzierten Typen von Großwohnsiedlungen schaffen und Handlungsoptionen jenseits der aktuellen Programmatik der Städtebauförderung ausloten.
Ausgangspunkt ist die derzeitige Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung: Nach einer intensiven Auseinandersetzung um Konzepte des Abrisses und Rückbaus sowie punktueller Aufwertung in den Jahren des Stadtumbaus ist es um die Großwohnsiedlungen inzwischen ruhiger geworden. Die Gründe hierfür sind vielfältig – sie mögen im Stabilisierungserfolg einiger größerer ostdeutscher Städte, insbesondere Universitätsstädte, liegen. Diese sind mittlerweile durch Einwohnerwachstum und Knappheit an bezahlbarem Wohnraum gekennzeichnet. Hier erscheinen die Großwohnsiedlungen nicht mehr existenziell bedroht. Eine andere Sachlage ist in kleineren Städten zu beobachten, wo die Wohnungsbestände in den randstädtischen Siedlungen weiterhin von Leerstand geprägt sind und der Wohnungsabriss fortgesetzt wird.
Dennoch: Ostdeutsche Großwohnsiedlungen bleiben weiterhin interessante Orte differenzierter sozialräumlicher und demographischer Entwicklung. Ihre Bedeutung wird voraussichtlich wieder zunehmen, da die Herausforderungen im Zuge knappen, preiswerten Wohnraums, innerstädtischer Verdrängung und gestiegener Zuwanderung anwachsen werden. Dadurch gewinnen bekannte Fragen des Zusammenlebens und Interagierens im Wohnumfeld, der Inanspruchnahme von sozialer und technischer Infrastruktur und der Einbettung der Großwohnsiedlungen in gesamtstädtische Entwicklungsziele erneut an Aufmerksamkeit.
Diese Themen werden am Beispiel einer Reihe von Großwohnsiedlungen eingehend beleuchtet. Um die geographische Dimension zu weiten, sind zwei Beiträge zu Perspektiven tschechischer und polnischer Großwohnsiedlungen im Band enthalten.
Содержание
Ostdeutsche Großwohnsiedlungen im Haltbarkeitscheck.- Der industriell errichtete Wohnungsbestand im Spannungsfeld von Marktprozessen, Interessen und Politik.- Geschichte und Zukunft von Großwohnsiedlungen aus architektonisch-gestalterischer Perspektive.- Urbanität durch Solidarität. Wie die Bürger von Hoyerswerda sich als lernende Gesellschaft emanzipierten.- Differenzierte Entwicklung und komplexe Gemengelage in ostdeutschen Großwohnsiedlungen.- Was macht der Wohnungsmarkt mit den Großwohnsiedlungen?.- Dynamiken der Großwohnsiedlung Leipzig-Grünau aus Bewohnersicht in der Langzeitperspektive.- Quartiere auf Zeit revisited: neue Herausforderungen für Politik und Planung.- Suhl 2030 – eine Stadt sucht ihre Zukunft.- Stadtumbau im Plattenbau – mehr als Abriss? Reflexion und Ausblick.- Soziale Heterogenität und Zusammenhalt in Leipzig-Grünau: Wahrnehmungen von Bewohnern und Bewohnerinnen .- Geflüchtet. Angekommen. Mittendrin? Ostdeutsche Großwohnsiedlungen in mittelgroßen Städten als Ankommens- und Integrationsorte.- A Fragile Balance: The Legacy and Challenges of Czech Housing Estates.- Large polish housing estates in transformation: socio-demographic, spatial and physical changes – the case of Łódź.
Об авторе
Dr. Uwe Altrock ist Professor für Stadterneuerung und Stadtumbau an der Universität Kassel.
Dr. Nico Grunze arbeitet freiberuflich im Bereich Stadtentwicklung.
Dr. Sigrun Kabisch ist Professorin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Leipzig.