Das Anthropozän und die damit einhergehende Erkenntnis, dass das gegenwärtige Leben auf der Erde in größeren planetarischen Zeitzusammenhängen steht und unsere Spezies von der weiteren Bewohnbarkeit unseres Planeten abhängt, scheint grundlegende Revisionen unserer ethischen und politischen Sichtweisen zu verlangen. Dazu gehört, zu verstehen, wie wesentlich wir von der Natur, zum Beispiel von Biologie und Physik geformt werden. Gleichzeitig gehören zu den am heftigsten umstrittenen Fragen im öffentlichen und privaten Leben diejenigen, die mit unseren genderspezifischen und ‚ethnischen‘ Differenzen und Identitäten verbunden sind.
Der Band „Nietzsches Naturen“ fragt nach der Aktualität und Relevanz des Nietzscheanischen Denkens für zeitgenössische Naturdebatten, Forschungs- und Handlungsfelder aktueller Ökologiebewegungen und politischer Aktivismen. Darüber hinaus stellts dieser Band die Frage, wie Nietzsches Schriften fruchtbar gemacht werden können für kulturell-ästhetische Rollen der Flora, Fauna und nicht-belebter Materie, für Antizipationen der „naturecultures“ sowie für zeitgenössischen Diskussionen in den Animal, Plant und Posthuman Studies. Als Denker der Natur spricht sich Nietzsche für eine Renaturalisierung des Menschen aus. Dieser Band lädt dazu ein, zu erwägen, inwiefern Nietzsches Rolle als Aufforderung verstanden wurde, Verkörperungen als Anlass für eine Kritik der Macht zu verstehen, für die Demontage hierarchischer Gegensätze und das Öffnen der Subjektivität für Praktiken der Selbstsorge.
Об авторе
Vanessa Lemm, University of Greenwich, London, UK;
Antonia Ulrich, Hochschule Hannover, Germany.