In einer Zeit, da der endgültige Holocaust zum politischen Kalkül und das Wort Pazifismus fast schon wieder ein Schmähruf geworden ist, erfüllen die hier gesammelten Reden eine doppelte Aufgabe: Mit untrüglicher Scharfsicht analysieren sie jene Momente unserer Geschichte, in denen Vernunft und Humanität einem militanten Nationalismus geopfert wurden; doch zugleich bewahren sie das Vermächtnis der aufklärerischen Geister, die sich der Intoleranz entgegenstellten, indem sie aus der Perspektive der Opfer unseren Blick auf die Heilsbedürftigkeit der Welt lenken.
In seinen Predigten entwirft Walter Jens das Bild eines Jesus von Nazareth jenseits aller Dogmen und Doktrinen: eines Bruders der Mühseligen und Beladenen, den die Mächtigen der Welt zwar ans Kreuz schlagen konnten, dessen Leben und Opfer aber über die Zeiten hinweg ein unauslöschliches Zeichen der Hoffnung für alle Leidenden und Verfolgten geblieben ist.
Об авторе
Walter Jens, geboren 1923 in Hamburg, Studium der Klassischen Philologie und Germanistik in Hamburg und Freiburg/Br. Promotion 1944 mit einer Arbeit zur Sophokleischen Tragödie; 1949 Habilitation, von 1962 bis 1989 Inhaber eines Lehrstuhls für Klassische Philologie und Allgemeine Rhetorik in Tübingen. Von 1989 bis 1997 Präsident der Akademie der Künste zu Berlin. Verfasser von zahlreichen belletristischen, wissenschaftlichen und essayistischen Büchern (darunter zuerst ‘Nein. Die Welt der Angeklagten’ 1950, ‘Der Mann, der nicht alt werden wollte’, 1955), Hör- und Fernsehspielen sowie Essays und Fernsehkritiken unter dem Pseudonym Momos; außerdem Übersetzer der Evangelien und des Römerbriefes. Walter Jens war seit 1951 verheiratet mit Inge Jens, geb. Puttfarcken. Als ‘Grenzgängern zwischen Macht und Geist’ wurde beiden 1988 der Theodor-Heuss-Preis mit der Begründung verliehen: ‘Gemeinsam geben Inge und Walter Jens sowohl durch ihr schriftstellerisches Werk wie durch ihr persönliches Engagement immer wieder ermutigende Beispiele für Zivilcourage und persönliche Verantwortungsbereitschaft.’Walter Jens starb am 9. Juni 2013 in Tübingen.