In diesem Buch untersucht die Autorin das Thema Schamdynamiken in der stationären Betreuung Jugendlicher, indem sie ethnographisch erhobene Interaktionsverläufe und qualitative Interviews interpretiert. Es werden verschiedene Fälle analysiert, in denen unter anderem das Spannungsfeld der emotionalen Belastung von Fachkräften und ihre pädagogischen Handlungsspielräume eine Rolle spielen. Außerdem gibt die Studie Aufschluss über den Umgang mit der Ausübung von Gewalt aus der Sicht Jugendlicher oder mit den Folgen suizidalen Verhaltens.
Der Ausdruck von Scham durch die Jugendlichen, der Fachkräfte sowie auch das Schamempfinden der Forschenden sind hierbei Anhaltspunkte, von denen aus Kontraste und strukturelle Zusammenhänge in den Daten gefunden werden. Bei der Interpretation werden soziologische Affekttheorien einbezogen, die betonen, dass ein dichotomes Verständnis von Affekten als nur positiv oder negativ deren komplexer Funktion nicht gerecht wird. Damit leistet das Buch einen Beitrag zum Verstehen des sozialen Sinns von Affekten und macht die Affektforschung für die Sozialpädagogik fruchtbar.
Table of Content
Inhalt<br />Einleitung<br />1 Forschungsstand zur Empirie der stationären Betreuung Jugendlicher<br />1.1 Ein Einblick in die historische Genese der heutigen Kinder und Jugendhilfe in Österreich<br />1.2 Aspekte der Geschichte der Gewalt in der Kinder- und Jugendhilfe in Österreich<br />1.3 Ein Einblick in die historische Genese der Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der Behindertenhilfe<br />1.4 Einordnung der Studie vor dem Hintergrund des Forschungsstandes zu Gewalt in der aktuellen stationären Betreuung Jugendlicher<br />2 Affekt- und schamtheoretische Bezüge der Studie<br />2.1 Der Affektbegriff der vorliegenden Studie<br />2.2 Soziale Funktionen von Scham: Beziehungsregulation<br />2.3 Soziale Funktionen von Scham: Einverleibung sozialer Ordnungen<br />2.4 Soziale Funktionen von Scham: Verhandlung sozialer Anpassung durch die Auseinandersetzung mit Gefühlsnormen<br />2.5 Hass, Wut, Verachtung und Aggressionen<br />2.6 Affekte im Kontext von Aggressionen und Gewalt <br />3 Methoden: Scham und weitere Affekte in der stationären Betreuung ethnographisch erforschen <br />3.1 Methodologische Verortung des vorliegenden Projekts und Qualitätskriterien von Ethnographien<br />3.2 Teilnehmende Beobachtung von Affekten<br />3.3 Affekte Forschender und ihre Befremdung<br />3.4 Datenerhebung und -auswertung mit der Grounded Theory nach Strauss und Corbin<br />3.5 Aspekte der Veränderung der Forschungsfrage und Thesenbildung im Verlauf des Projekts<br />3.6 Forschungsinteresse und -ethik sowie meine Rolle im Feld<br />8<br />3.7 Geschlecht als soziale Kategorie im Rahmen ethnographischer Forschung<br />3.8 Teilstrukturierte Interviews <br />4 Schamdynamiken in der stationären Betreuung Jugendlicher <br />4.1 Schamdynamiken im Spannungsfeld der emotionalen Belastung männlicher Fachkräfte und ihrer pädagogischen Handlungsspielräume<br />4.2 Schamdynamiken im Kontext des pädagogischen Umgangs mit der Ausübung von Gewalt aus der Sicht männlicher Jugendlicher<br />4.3 Bildungsbezogene Beschämung als pädagogisches Sanktionsmittel von Mädchen durch männliche Fachkräfte<br />4.4 Suizidales Verhalten als Anlass von Scham und Schuld unter den Einrichtungsangehörigen<br />5 Zu den sozialen Funktionen von Scham mit dem Fokus auf das pädagogische Handeln von Fachkräften der stationären Betreuung<br />5.1 Stigmatisierung Jugendlicher in Institutionen durch pädagogische Fachkräfte als epistemische Gewalt<br />5.2 Bildungsbezogene Beschämung als erzieherische Sanktion Jugendlicher im Kontext sozialer Ordnungen<br />5.3 Schlussfolgerungen zu Professionalisierungsprozessen stationärer Betreuung<br />Ausblick – quo vadis stationäre Betreuung<br />Literatur
About the author
Ass. Prof. Dr. Sara Blumenthal, Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung, Arbeitsbereich Sozialpädagogik und Inklusionsforschung, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Österreich