Die Beiträge dieses Bandes gehen auf eine internationale Tagung zurück, die 2017 in Manchester stattgefunden hat. Sie untersuchen die Darstellung von Geschichte in der mittelalterlichen deutschen Literatur auf der Basis von aktuellen erzähltheoretischen Forschungsansätzen. Dabei wird ein breites Spektrum an Texten, Gattungen und Diskursen in den Blick genommen; als Angelpunkt für zahlreiche relevante Fragestellungen erweist sich die im 12. Jahrhundert entstandene ›Kaiserchronik‹. Geleitet von der Erkenntnis, dass Vergangenheit erst im Erzählen zu Geschichte wird, analysieren die Beiträge einschlägige narrative Strategien.
Table of Content
Vorwort
Sarah Bowden, Manfred Eikelmann, Stephen Mossman & Michael Stolz: Einleitung. Geschichte erzählen und Narrativierung von Vergangenheit
Die Kaiserchronik als Paradigma
Mark Chinca, Helen Hunter und Christopher Young: Arbeit am Text. Die drei Fassungen der Kaiserchronik in der Überlieferung am Beispiel von Tarquinius und Lucretia
Jan-Dirk Müller: Die andere Kaiserchronik
Christoph Pretzer: Geschichtliche Distanz im Episodengerüst der Kaiserchronik
Elke Brüggen: Römische Herrscher – ‘Deutsche’ Gegner. Zur Konstruktion von Geschichte in der Kaiserchronik
Silvia Reuvekamp: Wahrheit (er)finden? Zur Bedeutung topischer Wirklichkeitskonstruktion in den Figurenhandlungen der Kaiserchronik und des Trojanerkriegs Konrads von Würzburg
Bettina Bildhauer: Geschichte als Netz in der Severus-und-Adelger-Erzählung der Kaiserchronik. Strategien heilsgeschichtlichen Erzählens in der Volkssprache
Christina Lechtermann: Am Anfang – der Kuss. Erzählen vom Ereignishaften in der Erlösung
Mary Boyle & Annette Volfing: Imaginatio, Anachronismus und Heilsgeschichte
Rabea Kohnen: Lebensgeschichte / Heilsgeschichte. Erzählen von Figuren der Bibel am Beispiel Johannes des Täufers
Cora Dietl: Traktat, Predigt oder Historia? Der Prosatraktat Vom Antichrist zwischen Konstruktion heilsgeschichtlichen Wissens und Paränese
Narrative Organisation und Konzeptualisierung von Geschichte
Sandra Linden: Wir hôrten ie dikke singen von alten dingen. Prologaussagen in der volkssprachigen Historiographie
Mathias Herweg: Von Jerusalem nach Maastricht, von Troia nach Rom: Heinrich von Veldeke erzählt Geschichte
Almut Schneider: Bild und Geschichte. Der Wunderbaum in Konrads von Würzburg Trojanerkrieg
Nine Miedema: Emotionalisierungsstrategien in Rudolfs von Ems Weltchronik
Henrike Manuwald: Pilatus als Richter des Stephanus? Zum Geschichtsbewusstsein in Sankt Stephans Leben Hawichs des Kellners
Linus Ubl: Verschichten von Geschichte(n). Metachronikalisches Erzählen als Narrativierungsstrategie in den Excerpta Chronicarum
Henrike Lähnemann: Biblische Geschichte für den Druck. Die Vier Historien (Bamberg 1462)
Erzählen von Geschichte als Identitätsstiftung
Gerhard Wolf: Narrative Identitätsstiftung in der Geschichtsdichtung der Stadt Köln
Ricarda Bauschke: Literarisierung und Komisierung von Geschichte. Le Voyage de Charlemagne
Cordula Kropik: ‘Dichterheldensage’ / Literaturgeschichtsdichtung. Beobachtungen zu einer Form lyrisch-historischen Erzählens
Julia Frick: ‘Alternative Fakten’. Narrativierung von Vergangenheit am Beispiel des Trienter Judenprozesses (1475)
Geschichtsschreibung im historischen Kontext
Len Scales: The Hohenstaufen and the Shape of History
Anne Simon: Da ward Carolus lachen. Kaiser Karl IV., die Nürnberger Geschichtsschreibung und der Hauptmarkt Nürnbergs
Stefan Matter: Auf dem Turnierplatz der Geschichte. Überlegungen zu Maximilians Freydal
Almut Suerbaum: Epilog
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Register
About the author
Dr Sarah Bowden ist Geschäftsführende Direktorin des Department of German am King’s College London.
Prof. Dr. Manfred Eikelmann ist Inhaber des Lehrstuhls für Germanistische Mediävistik an der Ruhr-Universität Bochum.
Dr Stephen Mossman lehrt Mittelalterliche Geschichte an der University of Manchester.
Prof. Dr. Michael Stolz ist Professor für Germanistische Mediävistik an der Universität Bern.