Gefühle werden in spätmodernen Gesellschaften ebenso wertgeschätzt wie in Wert gesetzt. Ein Phänomen, in dem sich die gewandelte Kulturbedeutung von Emotionen und Versuche des Verfügbarmachens von Affektivität auf geradezu paradigmatische Weise verdichten, sind Technologien emotionaler Selbstvermessung. In der digitalen (Selbst-)Vermessung der Gefühle trifft die zunehmende gesellschaftliche Emotionalisierung auf eine sich kontinuierlich ausweitende Digitalisierung der individuellen Lebensführung. Im sogenannten Mood Tracking soll die eigene Gefühlswelt mithilfe mobiler Programmanwendungen (und externer Sensoren) sowohl umfassend dokumentiert und analysiert als auch zielgerichtet modifiziert und modelliert werden können. Sarah Miriam Pritz nimmt diese neuen Gefühlstechniken als instruktiven Fall für eine Analyse der Emotionskultur der Gegenwart in den Blick. Ihre Studie liefert eine materialreiche Untersuchung aktueller emotionskultureller Entwicklungslinien, die sich als Optimierung, Expertisierung und Technisierung von Gefühlen im Mood Tracking zeigen. Darüber hinaus enthält ihr Buch die theoretische Ausarbeitung der Perspektive einer Kultursoziologie der Gefühle sowie die Entwicklung eines Forschungsprogramms zur kultursoziologischen App-Analyse.
Table of Content
Einleitung: Emotionen zählen und werden zählbar gemacht.- Kultursoziologie der Gefühle.- Zur Emotionskultur der Gegenwart.- Zur Vielfalt von Emotionsbegriffen – eine Systematisierung.- Zur Konjunktur der (emotionalen) Selbstvermessung.- Kultursoziologische App-Analyse – ein Forschungsprogramm.- Kulturelle Gefühlsprogramme – Zur Modellierung emotionaler Subjektivität im Mood Tracking.- Digitale Gefühlsexpertise – Zur Erzeugung epistemischer Autorität im Mood Tracking.- Gefühlstechniken – Eine Phänomenologie von Mood Tracking-Apps.- Schluss: Aktuelle emotionskulturelle Entwicklungslinien.- Danksagung.
About the author
Sarah Miriam Pritz ist Kultursoziologin mit einem Schwerpunkt auf emotionssoziologische und subjektivierungstheoretische Fragestellungen. Sie hat neben Mood Tracking und digitalen Kulturen u.a. zu Nachhaltigkeit, Selbstoptimierung und soziologischer Zeitdiagnostik gearbeitet. Aktuell ist sie Postdoktorandin im interdisziplinären DFG-Graduiertenkolleg 2726 „Das Sentimentale in Literatur, Kultur und Politik“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.