Essstörungen und Glaube scheinen auf den ersten Blick zwei unterschiedlichen Welten anzugehören. Glaube sucht das Heil, Essstörungen – und hier besonders Anorexia nervosa und Bulimia nervosa – sind scheinbar ein destruktiver, ja sogar letaler Versuch, einem Schönheitsideal nachzustreben. Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Hinter Essstörungen und dem Streben nach einem schlanken Körper tun sich Fragen auf, die auch theologische Anknüpfungspunkte sein können: der Wunsch nach Kontrolle angesichts erfahrener Ohnmacht, die Frage nach dem Selbstwert, der sich nicht in der eigenen Leistungsfähigkeit erschöpft, und nach der eigenen Identität … An diesen Fragen kann auch eine seelsorgliche Begleitung anknüpfen. Doch wie ist hier seelsorgliche Begleitung möglich? Wie gelingt der Beziehungsaufbau? Welche Haltungen können tragend werden? Wie kann eine spirituelle Begleitung wirksam werden? Und welche Relevanz ergibt sich aus alledem für die Gesamtkirche? Aus der qualitativen Auswertung und theologischen Reflexion von Interviews mit Krankenhausseelsorgerinnen in diesem Bereich ergeben sich Ansätze zur Beantwortung dieser Fragen.
Om författaren
Dr. Anna Steinpatz ist in der Krankenhausseelsorge in Salzburg tätig. Sie hat am Institut für Pastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck promoviert.