Der »Tractatus de intellectus emendatione« ist eine unvollendete Frühschrift Spinozas, der er jedoch auch nach Vollendung der »Ethik« noch eine eigene Bedeutung zumaß.
Das Besondere der frühen Abhandlung gegenüber dem Hauptwerk liegt darin, dass Spinoza hier nicht die ontologischen Bedingungen aufzeigen will, unter denen das menschliche Erkennen steht, sondern den methodischen Weg, den der in Ungewißheit befangene Mensch beschreiten muss, um zur vollkommenen Erkenntnis zu gelangen.
Unter diesem Aspekt ist die Abhandlung eine Hinführung auf das Programm der Ethik, auch wenn diese selbst einer Einleitung nicht bedarf. Wenn auch auf der höchsten Stufe des Wissens (d. h. auf der Argumentationsstufe des Hauptwerks) die Schritte nicht mehr zählen, die den Wissenden dazu befähigen, eine adäquate Erkenntnis seiner selbst im Ganzen der Natur zu erlangen, so führt doch allererst der methodische Fortgang den Menschen zu dieser höchsten Stufe der Erkenntnis. Die erkenntniskritische Darlegung der Möglichkeit dieses Fortgangs ist Gegenstand der Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes.
Diese Ausgabe bietet den lateinischen Text und die deutsche Übersetzung in zweiter, verbesserter Auflage.
Om författaren
Wolfgang Bartuschat (geboren 1938 in Königsberg, gestorben 2022 in Hamburg) war ein deutscher Philosoph.
Er studierte von 1958 bis 1963 Philosophie, Soziologie und Germanistik in Hamburg, Heidelberg, Wien, Bonn und FU Berlin. Nach der Promotion 1964 in Heidelberg bei Hans-Georg Gadamer mit einer Arbeit über Nietzsche hatte er von 1964 bis 1970 einen Lehrauftrag am Philosophischen Seminar Heidelberg. Von 1966 bis 1969 war er Habilitationsstipendiat der DFG. 1970 wurde er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Hamburg. Nach der Habilitation 1971 in Hamburg mit einer Arbeit über Kants „Kritik der Urteilskraft“ wurde er 1977 Professor für Philosophie an der Universität Hamburg. 1994 lehrte er als Gastprofessor an der Humboldt-Universität Berlin. 2001 lehrte er als Gastprofessor an der Universität Bordeaux Montaigne. 2002 trat er in den Ruhestand.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der Philosophie von Descartes bis Hegel, Spinoza und Kant. Er war Übersetzer und Herausgeber der Werke Spinozas in der Philosophischen Bibliothek.