Hinter der Zeitenwende von 1968 steckt mehr als nur eine politische Revolte: Männer ließen sich die Haare lang wachsen, Frauen wollten endlich die Pille nehmen dürfen, Drogen wurden konsumiert, Musikfestivals, Kommunen und neue Zeitschriften stellten das vorhandene Weltbild auf den Kopf. So unterschiedliche Heldenfiguren wie Twiggy, Rudi Dutschke, Che Guevara, Jimi Hendrix und Mao Tse-Tung traten auf den Plan, während die deutsche Politik noch mit dem Vermächtnis der NS-Zeit zu kämpfen hatte.
Es wäre jedoch ein Irrtum zu glauben, alles habe erst 1968 begonnen. Detlef Siegfried zeigt, welche gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Ereignisse schon im Vorfeld nötig waren, damit die Revolte der Schüler, Studenten und Lehrlinge Fahrt aufnehmen konnte. Dabei lässt er nicht nur die Gegenkultur in Großstädten wie Berlin oder Frankfurt am Main wieder aufleben, sondern rückt auch Schauplätze aus der bundesrepublikanischen Provinz ins Rampenlicht. Doch wie viel revolutionäre Dynamik ließ sich in die ’roten’ Siebzigerjahre hinüberretten? Und was wurde eigentlich aus all den Linken?
Innehållsförteckning
Einleitung
Die langen 1960er Jahre. Eine Gesellschaft im Umbruch
Bildungsreform
Demokratisierung und Politisierung
Wertewandel
Generationen 21
NS-Vergangenheit
’Die Phantasie an die Macht!’ Anders leben
München 1966: Gammler und Passanten
Aufbruch in andere Wirklichkeiten: Drogen
Die Welt verändern, sich selbst verändern. Kommunen
’Jürgen will wie Uschi sein’. Körperpraktiken
Nichts wie weg. Auslandsreisen
Lust an der Theorie
Die Hoffnung der ’sexuellen Revolution’
Homberg 1968: Vögeln statt Turnen!
Liberalisierung und Normalisierung
Einstellungen und Praktiken
Die Sexwelle in den Medien
Pornografie
SDS, Wilhelm Reich und die ’Sexualkampagne’ Sexualerziehung
Zeig mal! Sexualität der Kinder
Feministische Positionen
Musik, Licht, Revolution. Popkultur & Counterculture
Düsseldorf 1967: Creamcheese im Underground
Clubs. Die öffentliche Infrastruktur der Gegenkultur
Jugendbewegung, Neue Linke, Underground. Die Waldeck-Festivals
Monterey im Ruhrgebiet. Internationale Essener Songtage 1968
Endlich Praxis! Swinging Benjamin
Ästhetisierung der Gegenkultur in den Medien
Der Undergroundboom auf dem Schallplattenmarkt
Im Maschinenraum der Jugendrevolte. Die politischen Bewegungen
Bremen 1968: Hauptling Kalter Kaffee und das Kollektiv
Viva Maria!
APO
Der 2. Juni 1967 und seine Folgen
11. April 1968: Attentat auf Rudi Dutschke
Der internationale Kontext: USA und Europa
Reaktionen des ’Establishments’
Die Schülerbewegung
Arbeiteraktivismus und Lehrlingsbewegung
Aporien des neuen Internationalismus. Erste und Dritte Welt
Westberlin 1968: … die Revolution zu machen!
Antikoloniale Proteste zwischen 1964 und 1968
Von der Analyse zur ’zweiten Front’. Der Krieg in Vietnam und die Metropolen
Theologie der Revolution. Christlicher Drittweltismus
Afroamerikanophilie: Authentizitätsideale
Ikonen des neuen Internationalismus: Che & Mao
Paradoxien des ’roten Jahrzehnts’
Entmischungen
Die Suche nach der extremsten Gegenposition
’Gemäßigte Demokratisierer’
Hedonistische Linke
Abschiede
1968 in der Geschichte der Bundesrepublik. Ein Fazit
Abkürzungen
Anmerkungen
Literaturhinweise
Abbildungsnachweis
Register
Zum Autor
Om författaren
Detlef Siegfried, geb. 1958, ist Professor für neuere deutsche und europäische Geschichte an der Universität Kopenhagen. Er hat mehrere Bücher zu Alltagskultur, Pop und Linksradikalismus in der Bundesrepublik veröffentlicht, darunter ’Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre’ (2006) und ’Sound der Revolte. Studien zur Kulturrevolution um 1968’ (2008).