Das große Skandalstück über erwachende Sexualität, ungewollte Schwangerschaft,
Onanie und eine in Tabus erstarrte Erwachsenenwelt.
Mit seiner Kindertragödie »Frühlings Erwachen« wird Frank Wedekind zum Weltautor. Sein 1891 zuerst publiziertes Drama, von Max Reinhardt 1906 in den Berliner Kammerspielen uraufgeführt, forderte den Geschmack und die gesellschaftliche Ordnung seiner Zeit heraus. Witzig und lebhaft im Stil, grotesk und surreal in der Szenengestaltung, präsentiert Wedekind eine moderne Idee von Libido, die drei junge Menschen in ihrer zerbrechlichen und zugleich gewaltbereiten Sexualität zeigt, einer Sexualität freilich, die durch Schule, Familie und bürgerliche Moral eingezwängt und verbogen wird.
Grundlage des Bandes ist die Erstausgabe, in der die erotischen Szenen enthalten sind, die zensurbedingt in der zweiten Fassung von 1906 weggefallen sind. Das Werk lädt dazu ein, mit Humor gelesen zu werden. Wedekind selbst wünschte sich diese Gelassenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber dem Komischen, die einer moralisierenden und psychologisierenden Rezeptionsweise entgegenstehen.
Om författaren
Frank Wedekind (1864–1918) gehörte mit seinen gesellschaftskritischen Theaterstücken zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche. Er prangerte mit Stücken wie ’Lulu’ und ’Frühlings Erwachen’ hinlänglich schulische Dressur, bürgerliche Scheinheiligkeit und Prüderie an.
Dagmar von Hoff ist Professorin für Germanistische Medienwissenschaft und Ästhetik der textorientierten Medien am Deutschen Institut der Universität Mainz.