Überwachen, beschneiden, verbieten: Seit es das Kino gibt, findet von verschiedenen Seiten Zensur statt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich ein breites Spektrum an Formen und Methoden der Einflussnahme auf die Produktion, Distribution und Aufführung von Filmen – auch von der Filmindustrie selbst. Filmhistoriker und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Italien und Großbritannien verfolgen die Entwicklung der Filmzensur anhand ausgewählter Aspekte der europäischen Filmgeschichte. Seit es das Kino gibt, sahen sich staatliche Stellen, Kirchenvertreter, Pädagogen und Interessenverbände genötigt, dem einflussreichen Massenmedium inhaltliche und ästhetische Grenzen zu setzen. Die einzelnen Beiträge nehmen nicht nur den Bereich der ’klassischen’ Zensur in den Blick, sondern auch andere Formen der Filmkontrolle wie Einfuhrverbote durch den Bonner ’Interministeriellen Ausschuss für Ost-West-Filmfragen’ und die Bearbeitung von Synchronfassungen durch Verleiher. Überblickstexte zu Zensurmodellen in verschiedenen politischen System werden vertieft durch Fallstudien zur Zensur des österreichischen ’Herrenabend-Films’, politischer Werbefilme in der Weimarer Republik, zu den Auseinandersetzungen um den Skandalfilm ’Das Gespenst’ in der Bundesrepublik sowie zu Zensurwellen nach politischen Umbrüchen in Ländern Ost- und Mitteleuropas.
Innehållsförteckning
– Überwachen – Beschneiden – Verbieten
– Günter Jordan: Seine Hoheit Genosse Staat. Filmzensur in der DDR
– Julian Petley: ’A curious arrangement’. Das British Board of Film Censors/Classification (BBFC) und der Staat
– Michael Achenbach/Thomas Ballhausen: Ein ’Wiener Genre’. Zur Erfolgs- und Zensurgeschichte der Saturn-Film (1906-1910)
– Paolo Caneppele: Schmalfilme – Klein zensiert? Zensurpraxis bei Amateurfilmen in Österreich 1928-38
– Anna Bohn: Entsittlichend – verrohend – anstössig. Auf der Spur deutscher Filmzensurdokumente in russischen Archiven
– Georg Eckes: Politische Filme – Politische Zensur? Die SPD als Zensurgesetzgeber und Filmproduzent in der Weimarer Republik
– Ivan Klimes: Die Leistungsschau als Tribunal. Das Festival des tschechoslowakischen Films in Bandka Bystrica 1959
– Ralf Schenk: Die Falken und die Tauben. Skizzen zu Vorfeld und Nachwirkungen des SED-Verbotsplenums im Dezember 1965
-Milan Klepikov: Eine Galgenfrist. Die zaghafte, aber unvermeidliche Wiedereinführung der Zensur im tschechoslowakischen Film nach 1968
– Carla Mereu Keating: ’As time goes by’ you must not remember this. Vergangeheitsbewältigung in der italienischen Fassung von CASABLANCA
– Joseph Garncarz: ’Nicht zur Vorführung in Deutschland geeignet’. Die deutsche CASABLANCA-Fassung von 1952
– Francesco Bono: Ästhetische Zensur. Zu den (west-)deutschen Fassungen von Luchino Viscontis SENSO und ROCCO E I SUOI FRATELLI
– Andreas Kötzing: ’Der Bundeskanzler wünscht einen harten Kurs…’. Bundesdeutsche Filmzensur durch den ’Interministeriellen Ausschuß für Ost/West-Filmfragen’
– Ursula von Ketz: Zwischen Himmel und Hölle. Zum Provokationspotential des Religiösen in Filmen der 1970er und 1980er Jahre
– Register
– Dank
– Autoren
Om författaren
Hans-Michael Bock, geb. 1947 in Wilhelmshaven. Autor und / oder Herausgeber zahlreicher Publikationen zur deutschen und internationalen Filmgeschichte. Aus der Arbeit an der Loseblatt-Enzyklopädie ’Cine Graph – Lexikon zum deutschsprachigen Film’ entstand das Institut Cine Graph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V., dessen Vorstand Bock angehört.