Jahrtausendealtes Kulturgetränk und Proletenbrause, Erfrischung für Könige und Arbeiter: Kaum ein Getränk auf dieser Welt hat so ein widersprüchliches Image und muss seit jeher so um sein Bild in der Öffentlichkeit kämpfen wie das Bier.
Bereits die Ägypter entwickelten eine Art Vorläufer des heutigen Bieres – der goldene Gerstensaft galt damals vor allem als Krafttrunk, der Arbeiter noch produktiver machen sollte. Doch auch die Pharaonen kippten sich gerne mal den einen oder anderen Becher hinter die göttliche Binde. Dass es in puncto Genuss und Qualität aber nicht immer feuchtfröhlich, sondern durchaus auch ernst zugehen konnte (und kann), bewiesen dann wohl zuerst die Sumerer: Wer minderwertiges Bier ausschenkte, wurde ertränkt, Bierpanscher so lange mit ihrem Gesöff übergossen, bis sie erstickten.
Im Mittelalter setzte sich das Bier dann auch hierzulande endgültig durch. Mehr noch, der Gerstentrunk gehörte plötzlich zu Deutschland wie die Elbe und der Rhein – und das hat sich, bekanntermaßen, bis heute nicht geändert.
EINIGE GRÜNDEWeil es den Verein gegen betrügerisches Einschenken gibt. Weil Kriek nichts mit Krieg zu tun hat. Weil nicht nur adelige Häupter eine Krone tragen. Weil es in Deutschland trotz Promillegrenzen Bierstraßen gibt. Weil Biersommelier ein echter Beruf ist. Weil Gambrinus das König der Biere ist. Weil es Bierkeller und Kellerbiere gibt. Weil Charlie Harper ein Radeberger ist. Weil die Liste der Trinktraditionen unendlich lang ist. Weil jeder wissen sollte, was Kröse ist. Weil Root Beer nur in wenigen Landstrichen als Spezialität gilt. Weil es Wellness-Biere gibt, die von innen pflegen. Weil schon die Guldenburgs zum ’Jever’ griffen. Weil Glühbier eine Frechheit ist. Weil Heimbrauen der neue Trend ist. Weil es die Biermösl Blosn gab. Weil es nicht nur Braunbären und Rotwild gibt, sondern auch gleichnamiges Bier. Weil Dosenbier schlau macht. Weil Bier im Essen eine gute Figur macht. Weil es in der Geschichte von Gilgamesch und Enkidu auch um Bier geht. Weil manche Menschen Brauereibesichtigungen zu ihrem Hobby gemacht haben. Weil viele Bier-Etiketten ihre ganz eigene Geschichte haben. Weil man sich vortrefflich über die Marke Budweiser streiten kann. Weil man auch mal ein Malzbier trinken kann. Weil es den Tag des Bieres gibt.
Om författaren
MARC HALUPCZOK wurde 1975 im Spannungsfeld von Brauereien wie Wittinger, Wolters, Härke und Feldschlösschen geboren und musste sich allein deshalb mit dem goldgelben Gebräu auseinandersetzen. Nach zahllosen Selbstversuchen stellte er fest, dass Bier sein Bier ist, und vertiefte seine Studien, die bis heute intensiv fortgeführt werden.