Psychoanalyse und Neurowissenschaften stimmen darin überein, dass nachhaltige Veränderungen bei der Depression nicht durch kognitive Einsichten zu erzielen sind, sondern intensiver emotionaler Erfahrungen in einer neuen, korrigierenden Beziehung zum Analytiker bedürfen. Durch die Verbindung beider Disziplinen entsteht ein vertieftes Verständnis der Depression und der Möglichkeiten ihrer Heilung.
Besonders bei chronisch depressiven Patienten ist eine Mobilisierung neuroplastischer Veränderungen in Psychoanalysen und Psychotherapien entscheidend: Bekanntlich befinden sich die Patienten in einem schmerzlichen Zustand der inneren Bewegungslosigkeit, von Leere, Sinnlosigkeit, ’einem psychischen Tod’. In der intensiven therapeutischen Beziehung wird versucht, die Hintergründe für diese psychische Erstarrung gemeinsam mit dem Patienten zu eruieren und durch neue emotionale Beziehungserfahrungen zu lockern und im besten Falle sogar zu überwinden. Die Beiträge dieses Bandes sind Teil der relativ jungen wissenschaftlichen Disziplin ’Neuropsychoanalyse ’, die Mark Solms vor einigen Jahren initiiert hat und die zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Innehållsförteckning
Inhalt
Marianne Leuzinger-Bohleber
Depression und Neuroplastizität:
Psychoanalytische Klinik und Forschung
Eine Einführung
Norman Doidge
Wie wir Gespenster in Vorfahren verwandeln
Die Psychoanalyse als neuroplastische Therapie
David Taylor
Die Relevanz der Frage ’Wie und Warum?’
Das Beispiel der depressiven Erkrankung
Laura Viviana Strauss/Klaus Röckerath
Was für ein Mensch ist mein Gehirn?
Reflektionen zur psychoanalytischen Konzeption
kognitiver Prozesse in der Depression
Hugo Bleichmar
Erneutes Nachdenken über krankhaftes Trauern –
multiple Typen und therapeutische Annäherungen
Heinz Böker/Georg Northoff
Emotion, Kognition und Handlung bei depressiv Erkrankten
Grundlagen neuropsychodynamischer Hypothesen
zu den Abwehrmechanismen bei Depressionen
Anna Buchheim/Horst Kächele/Manfred Cierpka/Thomas F. Münte/Henrik Kessler/Daniel Wiswede/Svenja Taubner/Georg Bruns/
Gerhard Roth
Psychoanalyse und Neurowissenschaften –
Neurobiologische Veränderungsprozesse
bei psychoanalytischen Behandlungen
von depressiven Patienten
Tamara Fischmann/Michael Russ/Tobias Baehr/
Aglaia Stirn/Wolf Singer/Marianne Leuzinger-Bohleber
Frankfurter-f MRI/EEG-Depressionsstudie (FRED)
Veränderungen der Gehirnfunktionen bei chronisch Depressiven
nach psychoanalytischen und kognitiv-behavioralen Langzeitbehandlungen
Werkstattbericht aus einer laufenden Studie
Heike Westenberger-Breuer/Rosalba Maccarrone Ehrhardt
’Ich möchte vor allem meine Ruhe haben…’
Der depressive Rückzug
Christa Sturmfels
Fallbericht zur Behandlung einer Depression
Marianne Leuzinger-Bohleber
Depression und Trauma
Aus der Psychoanalyse mit einem chronisch Depressiven
Literatur
Die Autorinnen und Autoren
Om författaren
Die Herausgeber:
Marianne Leuzinger-Bohleber, Prof. Dr. phil., Direktorin am Sigmund-Freud-Institut Frankfurt a. M., Professorin an der Universität Kassel, Lehranalytikerin (DPV), Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse., Vice Chair des Research Boards der International Psychoanalytical Association. Zahlreiche Veröffentlichungen zu klinischer und extraklinischer Forschung in der Psychoanalyse und zum Dialog mit den Neurowissenschaften.
Klaus Röckerath, Dr. med., Psychoanalytiker, Lehranalytiker (DPV) und Supervisor. Veröffentlichungen zu Trauma und Zweitem Weltkrieg; Forschungen zu interdisziplinären Fragen von Neurowissenschaft und Psychoanalyse.
Laura Viviana Strauss, Dr. phil., Psychoanalytikerin, Lehranalytikerin (DPV), Supervisorin, Dozentin und Lehrtherapeutin am Institut der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf in Köln. Verschiedene Veröffentlichungen.