Die Geschichte der Urologie im Nationalsozialismus lässt sich als eine Geschichte des Austauschs von Ressourcen zwischen Medizin und Politik beschreiben. Im Gegenzug für ihr politisches Wohlverhalten erhielten einzelne Ärzte Positionen an Universitäten, Krankenhäusern und in der Gesundheitsverwaltung. Das Engagement der Fachgesellschaft im Sinne der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik wurde mit einer Stärkung der institutionellen Stellung der Urologie belohnt.
Im Fokus der Arbeit stehen die verschiedenen urologischen Fachgesellschaften in Deutschland, darunter die 1906 gegründete Deutsche Gesellschaft für Urologie, die 1934/1935 gegründete Gesellschaft Reichsdeutscher Urologen und die Nachkriegsfachgesellschaft, deren Entwicklung bis in die 1950er Jahre verfolgt wird. Für die Zeit des Nationalsozialismus untersucht Matthis Krischel die Orientierung von ärztlicher Forschung und Praxis in der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik, die sich zugleich als Rassen- und Bevölkerungspolitik darstellte. Für die Nachkriegszeit beleuchtet der Autor den Umgang der Gesellschaft mit der eigenen Vergangenheit sowie personelle und institutionelle Kontinuitäten und Brüche.
Om författaren
Matthis Krischel studierte Wissenschaftsgeschichte an der TU Berlin und der University of Oklahoma. 2013 promovierte er im Fach Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universität Ulm.