In den letzten Jahrzehnten hat die Wahrnehmung der Visualität des Theaterereignisses deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen. Kostüme und Bühne erzeugen Bilder, sie prägen das ästhetische Erleben des Zuschauers und seinen Zugang zum Stück. Kostüme lenken die Wahrnehmung der Figuren, indem sie deren visuelle Präsenz bestimmen. Die Bezüge zwischen dem Körper des Schauspielers, dem Kostüm als dessen Umhüllung und dem inszenierten Raum kontextualisieren den szenischen Körper, sie sind Substanz der Inszenierung und elementar für die Erarbeitung der Rolle.
Im zeitgenössischen Theater kann der Kostümbildner das gesamte Spektrum der Möglichkeiten ausloten: Vom Kostüm als skulpturalem Zeichen einer Eigenrealität auf der Bühne bis zum Kostüm, das sich als Alltagskleidung – sei sie eigens angefertigt oder gefunden – zum Zeichen von historischer oder gegenwärtiger Zeitlichkeit machen will, reichen die Ausdrucksmöglichkeiten in allen denkbaren Abstufungen und Verschiebungen.
Lektionen 6 ’Kostümbild’ gibt Studierenden, Lehrenden und Kostümbildnern einen umfassenden Überblick über die Grundlagen der Ausbildung, das Kostümbild als Beruf und das Selbstverständnis von Praktikern.
Innehållsförteckning
I. Grundlagen von Ausbildung und Beruf
Figurenerfinder erfinden. Die Aufnahmeprüfung für das Kostümbildstudium
von Florence von Gerkan /Seite 12
Das Alphabet der Schönheit von – Rosalie / Seite 19
Wie man die Wünsche beim Schwanz packt! von Anna Eiermann / Seite 27
Was gestrichen ist, leuchtet im Dunkeln von Bettina Walter / Seite 33
Wie man Professor wird oder ein Doppelleben von Reinhard von der Thannen / Seite 37
Entwurfsprojekte: Vernetzungen von Praxis und Theorie von Miriam Dreysse / Seite 41
Film Kostüm Bild von Lisa Meier / Seite 51
Wege zum Kostüm von Florence von Gerkan / Seite 56
Zu Modekörpern und ihrer Lesbarkeit von Gertrud Lehnert / Seite 82
Thinking (in) Costume – Einige skizzenhafte Überlegungen zur Verabgründung des Kostümbildes von Fanti Baum und Charlotte Pistorius / Seite 91
Produktionsstrukturen im Kostümbild von Kattrin Michel / Seite 102
Das Bühnenkostüm. Aspekte seine historischen Entwicklung von Julia Burde / Seite 106
II. Kostümbildnerinnen und Kostümbildner im Gespräch
Die Hand führt deine Seele zum Papier. Ein Gespräch mit Martin Rupprecht / Seite 190
Opulent war nur die Phantasie. Ein Gespräch mit Moidele Bickel / Seite 200
Ich denke immer in Stoffen. Ein Gespräch mit Barbara Baum / Seite 213
Du kannst gar nichts falsch machen. Ein Gespräch mit Dagmar Niefind / Seite 227
Optische Drehpunkte. Ein Gespräch mit Johannes Schütz / Seite 237
Die Bühne ist nicht das Leben. Ein Gespräch mit Andrea Schmidt-Futterer / Seite 249
Bitte zur Anprobe in die Schlosserei. Ein Gespräch mit Anna Viebrock / Seite 255
Die Figur zur Erscheinung bringen. Ein Gespräch mit Bernd Skodzig / Seite 266
Fritsch war eine Glücksbegegnung. Ein Gespräch mit Victoria Behr / Seite 277
Materie verwandeln. Ein Gespräch mit Lea Søvsø / Seite 289
Das Kleid an sich muss keine gutes Kostüm sein. Ein Gespräch mit Sophie Reble / Seite 301
III. Staatliche Hochschulen Kostümbild
Berlin – Universität der Künste / Seite 314
Berlin – Kunsthochschule Weißensee / Seite 318
Dresden – Hochschule für Bildende Künste / Seite 320
Graz – Universität für Musik und darstellende Kunst / Seite 323
Hamburg – Hochschule für Angewandte Wissenschaften / Seite 326
Hannover – Hochschule Hannover / Seite 328
München – Akademie der Bildenden Künste / Seite 330
Offenbach – Hochschule für Gestaltung / Seite 333
Salzburg – Universität Mozarteum / Seite 337
Stuttgart – Staatliche Akademie der Bildenden Künste / Seite 340
Wien – Akademie der bildenden Künste / Seite 343
Om författaren
Florence von Gerkan, geboren 1960 in Hamburg, ist Kostümbildnerin und seit 2003 Leiterin des Studiengangs Kostümbild an der Universität der Künste Berlin, an der sie selbst studierte. Ihre ersten selbständigen Kostümarbeiten entstanden ab 1988 am Thalia Theater Hamburg. Zu sehen waren ihre Arbeiten u. a. auch am Opernhaus Zürich, der Staatsoper Wien, der Scala Mailand und der Metropolitan Opera New York. Für Heiner Goebbels gestaltete sie u. a. die Kostüme für ’Landschaft mit entfernten Verwandten’ 2002 am Grand Théâtre de Genève und ’Eraritjaritjaka’ 2004 am Théâtre Vidy-Lausanne. Zuletzt waren ihre Kostüme u. a. in der Inszenierung ’Delusion of the Fury’ von Harry Partch bei der Ruhrtriennale zu sehen.
Nicole Gronemeyer, geboren 1969 in Norddeutschland, war nach dem Studium der Kulturwissenschaften in Lüneburg Assistentin am Institut für Deutsche Sprache und Literatur und am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Frankfurt am Main. Nach der Promotion zum Thema Optische Magie. Zur Geschichte der visuellen Medien in der Frühen Neuzeit wechselte sie in die Verlagswelt und arbeitete als Lektorin für den Henschel Verlag, Berlin. 2007 kam sie als Mitglied der Redaktion zu Theater der Zeit und ist hier seit 2008 verantwortliche Lektorin im Buchverlag.