Die Zeit zwischen der Juli-Revolution 1830 und der Gründung des Deutschen Reiches 1870/71 ist in der deutschsprachigen Literatur von scharfen Gegensätzen geprägt. Im Zentrum der Epoche steht die gescheiterte Revolution von 1848/49 als Höhepunkt einer exzeptionellen Politisierung und Wetterscheide zwischen Vor- und Nachmärz, Protest und Resignation. Peter Sprengel schildert in dieser fulminanten Literaturgeschichte den windungsreichen Weg vom Ende der klassisch-romantischen «Kunstperiode» über die Ära des Jungen Deutschland und der Krisenliteratur der vierziger Jahre bis hin zum Bürgerlichen oder Poetischen Realismus.
Büchners
Dantons Tod und Stifters
Nachsommer, Heines
Harzreise und Fontanes Balladen – gerade in ihrer Unterschiedlichkeit bilden diese Werke Meilensteine einer oft unterschätzten, spannungsreichen Epoche. Peter Sprengel bettet die Entwicklung neuer literarischer Stile, Formen und Themen in ein weites kulturgeschichtliches Panorama ein, das von der Erschließung Amerikas bis zu Wagners
Ring des Nibelungen reicht. Besonders aufmerksam verfolgt er die enge Verzahnung zwischen Literatur und Politik in Preußen, Österreich und den anderen Staaten des Deutschen Bundes sowie der Schweiz. Das literarische Leben der Zeit prägten Dichterkreise und Skandale ebenso wie die Strafverfolgung und das Exil zahlreicher Schriftsteller. Wichtige Stichworte waren Großstadt und Cholera, Historismus, Religion und Religionskritik, Naturbeschreibung und Naturwissenschaft. Insgesamt zeichnet Peter Sprengel das aufregende Bild einer Ära, die an den Widersprüchen zwischen «Biedermeier» und Revolution, Vergangenheitsbezug und Fortschrittlichkeit fast zu zerbrechen drohte und gleichzeitig wesentliche Fundamente für die Entwicklung der Moderne legte.
Om författaren
Peter Sprengel lehrte bis 2016 als Professor für Neuere deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin. Bei C.H.Beck sind von ihm lieferbar: «Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870–1900» (1998), «Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918» (2004), «Gerhart Hauptmann. Bürgerlichkeit und großer Traum. Eine Biographie» (2012) und «Rudolf Borchardt. Der Herr der Worte» (2015).