Der Traum als Via regia zur Kenntnis des Unbewussten
Philosophen haben sich von jeher für Träume interessiert, sei es, dass sie dort Wahrheiten zu entdecken, Voraussagen abzuleiten oder Aufschluss über das Funktionieren des Seelischen zu gewinnen erhofften. Ein erstes Problem stellt sich dadurch, dass der Traum gewöhnlich dem Unbewussten zugeordnet wird, das Traumgeschehen jedoch bewusst ist. Freuds Rede vom Traum als der Via regia zum Unbewussten weist daraufhin, dass Traum und Unbewusstes nicht gleichzusetzen sind. Ein zweites Problem gilt dem Realen des Psychischen. Wenn durch Traumdeutung Unbewusstes bewusst gemacht werden kann, bedeutet das auch, dass das Unbewusste gänzlich logisch verfasst ist? Freuds Metapher vom Nabel des Traums weckt Bedenken, und Lacans Insistieren auf dem Unsymbolisierbaren des Realen stellt die Legitimation der Traumdeutung gar in Frage. Was aber ist das Reale des Psychischen? Und welches ist die Beziehung zum Unbewussten?
Om författaren
Peter Widmer, Dr. phil., ist Psychoanalytiker in eigener Praxis in Zürich. Er hat das Zürcher Lacan-Seminar begründet, war Lehrbeauftragter an den Universitäten Innsbruck und Zürich, der Fachhochschule für Musik in Zürich und am Didaktikum Aarau, Lecturer an der Columbia University New York und Gastprofessor an der Universität Kyoto. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter Subversion des Begehrens. Eine Einführung in Jacques Lacans Werk (2. Aufl. 1997), Angst. Bemerkungen zu Lacans Seminar X (2004); Metamorphosen des Signifikanten. Zur Bedeutung des Körperbilds für die Realität des Subjekts (2006); Der Eigenname und seine Buchstaben (2010).