Höfische Konvention und Zeitgeschehen spielen bei Goethes Gelegenheitsdichtungen für den Weimarer Hof eine ebenso große Rolle wie künstlerische und biographische Dispositionen. Seine Vorstellung von der Offenbarung des Göttlichen in der Gelegenheit (kairós) schafft einen neuen Zugang zur Gattung: Sie erhält als neu definierte kulturelle Praxisform einen nicht nur sozial, sondern auch ästhetisch begründeten Wert; die Innovationen zeigen sich besonders in vergleichenden Untersuchungen zu Werken zeitgenössischer Hofdichter. Goethe schreibt seine Texte grundsätzlich freiwillig, wählt Themen, Formen (v.a. den Knittelvers als regelrechtes Markenzeichen) und Anlässe selbst. Durch die Verbindung traditioneller Form- und Bildzitate mit eigenen ästhetischen Errungenschaften erweitert er die Ausdrucksmittel der Panegyrik: Er reduziert die früher gattungskonstituierende Casualdeixis und die Huldigungsformeln, individualisiert die Adressatenanrede, privatisiert Tonfall und Themen durch Anspielungen auf persönliche Eigenheiten und Begebnisse, nutzt die Gattung für eigene Kunstprogrammatik und macht die ’Einwegtexte’ sogar der literarischen Öffentlichkeit zugänglich. Einzigartige casualpoetische Darstellungsfreiräume erobernd, mischt er sich als Freund, Erzieher und Kritiker des Fürstenhauses in die politischen und literarischen Zeitläufte ein.
Stefanie Stockhorst
Fürstenpreis und Kunstprogramm [PDF ebook]
Sozial- und gattungsgeschichtliche Studien zu Goethes Gelegenheitsdichtungen für den Weimarer Hof
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Språk Tyska ● Formatera PDF ● Sidor 351 ● ISBN 9783110909524 ● Filstorlek 10.2 MB ● Utgivare De Gruyter ● Stad Tübingen ● Publicerad 2013 ● Utgåva 1 ● Nedladdningsbara 24 månader ● Valuta EUR ● ID 6299242 ● Kopieringsskydd Adobe DRM
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