Wie wurden Reichsfürsten belehnt? Wie verständigte man sich auf Reichstagen? Wie inszenierte der Kaiser seine Majestät? Wie demonstrierten die Kurfürsten ihre Privilegien, wie die Stände ihre Freiheiten? Und warum stritt man sich bei Krönungen, auf Reichsversammlungen und bei allen anderen feierlichen Anlässen, wo die Majestät des Reiches in Erscheinung trat? Was in den Grundgesetzen des Reiches festgelegt war, das war die eine Sache. Doch ob und in wieweit diese Regeln mit Leben erfüllt wurden, war eine ganz andere – es war eine Sache komplexen symbolisch-rituellen Handelns. Diesem Handeln lag eine politische Formensprache zugrunde, die alle Beteiligten beherrschten – gleichsam eine symbolische Grammatik und ein Grundwortschatz, die unverzichtbar waren, um sich immer aufs Neue über die Geltung der gemeinsamen Ordnung zu verständigen. In besonderen historischen Situationen, wenn viel auf dem Spiel stand und die Machtverhältnisse besonders offen waren, spielten symbolisch-rituelle Formen eine entscheidende Rolle. Sie dienten dazu, den Rahmen des politischen Handelns zu definieren, die Gewichte zwischen den Beteiligten neu auszutarieren und die Hoheit über die Situation zu gewinnen. Solche besonderen Situationen, in denen Symbolkonflikte zugleich Verfassungskonflikte waren, stehen im Zentrum des Buches. Sie machen deutlich, dass die Kultur des Alten Reiches eine Kultur des Zeigens und der persönlichen Präsenz war. Das machte sie allerdings im 18. Jahrhundert zunehmend zu einem Anachronismus. Barbara Stollberg-Rilinger durchmisst in ihrem glänzend geschriebenen Buch die Zeit vom Spätmittelalter bis zum Ende des Alten Reiches im Jahre 1806 und bietet erstmals anhand zahlreicher eindrucksvoller Beispiele Verfassungsgeschichte konsequent als Geschichte der symbolischen Formen und ihres Wandels.
เกี่ยวกับผู้แต่ง
Barbara Stollberg-Rilinger lehrt als Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Im Jahr 2005 wurde sie mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet.