Schon lange versuchen Psychiatrie und klinische Psychologie, der Depression auf den Grund zu gehen. In den letzten Jahrzehnten richten sich die Forschungsanstrengungen auf Biomarker, das heißt biologische Parameter, mit denen depressive Erkrankungen greifbar gemacht und im Körper verankert werden sollen. Jonas Rüppel arbeitet mit einem Fokus auf genetische und neurowissenschaftliche Studien heraus, dass diese Suche nach Biomarkern jedoch nicht in der ersehnten körperlichen Fundierung resultiert. Stattdessen mündet die »Biomarkerisierung der Depression« in einer zunehmenden Destabilisierung dieses psychiatrischen Krankheitsbildes. Erkennbar wird ein neues psychiatrisches Dispositiv, das auf eine Dekonstruktion und biowissenschaftliche Neuzusammensetzung der etablierten Krankheitskategorien abzielt: das »postgenomische Prisma«.
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Jonas Rüppel, Psychologe und Soziologe, ist Professor für Entwicklungs- und Sozialpsychologie im Kontext Sozialer Arbeit und Gesundheit an der Hochschule Rhein Main. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen im Feld der Soziologie und Sozialpsychologie von Krankheit und Gesundheit, den Science and Technology Studies, Theorien der Subjektkonstitution und Sozialisationsforschung sowie an der Schnittstelle von psychoanalytischer Theorie und psychosozialer Praxis.