Das Dionysische – Nietzsches Metapher des Unbewussten
Schon vor Freud gelangte Nietzsche über seinen Triebbegriff, seine Kritik am Bewusstsein, aber auch über seine Semantik des Dionysischen zu Erkenntnissen, die dann von Freud in seinen theoretischen Schriften und anwendungsbezogenen Untersuchungen bestätigt wurden. Das Dionysische ist bei Nietzsche eine sich durch das ganze Werk ziehende Metapher. Es zeigt sich als kreativ-destruktiver Rausch und als rückhaltlose Entgrenzung. Ihnen spricht Nietzsche die Fähigkeit zu, uns von der Triebunterdrückung zu befreien. Paradigmatisch ist für ihn hier der Schaffensrausch des tragischen Künstlers. Das Dionysische kann in Freuds Theorie mit dem Terminus ‘Es’, das eine unbedingte Befriedigung fordert, verglichen werden.
Interessant sind aber auch die Unterschiede zwischen Nietzsche und Freud, gibt es bei Nietzsche doch einen Metakontext zwischen dem Dionysischen und dem Amor fati, den er für eine strebensethisch bessere Einstellung zum Leben hält als die repressive Moral des Christentums. An diese Möglichkeit hat Freud nicht geglaubt, und er hätte sie für kulturfeindlich erachtet. Von daher sind nicht allein die Bedingungen, sondern gerade auch die Folgerung eines dionysisch entgrenzten Existierens zu prüfen und zu evaluieren.
เกี่ยวกับผู้แต่ง
Jutta Georg, Dr. phil., hat nach ihrem Philosophiestudium als Referatsleiterin in diversen Ministerbüros, als Dramaturgin an der Oper Frankfurt, als Geschäftsführerin der Friedrich-Nietzsche-Stiftung und als Lehrbeauftragte an den Universitäten Darmstadt, Freiburg i. Br. und Mainz gearbeitet. Für die Oper Zelda (Uraufführung im April 2014) hat sie das Libretto geschrieben. Zu ihren neusten Büchern gehören Dionysos und Parsifal. Eine Studie zu Nietzsche und Wagner (2011), Nietzsches Philosophie des Unbewussten (hrsg. zusammen mit Claus Zitte, 2012), Nietzsches Denken im Spiegel seiner Korrespondenz (2013) und Triebdominanz und autonome Moral. Nietzsche und Freud (2014).