In den letzten Monaten haben wir erlebt, dass Maßnahmen der Bundesregierung zur dringend nötigen Eindämmung der Corona-Pandemie als »Eingriff einer Diktatur in die Freiheit der Menschen« bezeichnet wurden. Gleichzeitig scheint ein Bedürfnis nach autoritärer Politik zu wachsen. Dabei vergessen viele Menschen, was es heißt, in einer Diktatur zu leben. Wie muss die Demokratie im 21. Jahrhundert gestaltet sein? Welche Rolle spielen die Medien dabei? Welche Herausforderungen stellen sich anhand der vielen Krisen für die Demokratie? Und wie kann man die Pandemie auch als politische Chance begreifen?
Mit Beiträgen von Jean Asselborn, Joachim Gauck, Karl-Rudolf Korte, Herta Müller, Hedwig Richter, Rüdiger Voss und Michael Rutz.
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Michael Rutz, geb. 1951, ist politischer Journalist und war u.a. Chefredakteur des Fernsehsenders SAT.1 und der Wochenzeitung Rheinischer Merkur. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Fernsehfilme.
Herta Müller, geb. 1953 im deutschsprachigen Nitzkydorf im Banat in Rumänien, ist Schriftstellerin und Trägerin des Literaturnobelpreises. Sie war fünf Jahre in einem Arbeitslager in der jetzigen Ukraine interniert. Herta Müller studierte von 1973 bis 1976 deutsche und rumänische Literatur an der Universität von Timişoara (Temeswar). In dieser Zeit stand sie der Aktionsgruppe Banat nahe, einem Kreis junger deutschsprachiger Autoren, die in Opposition zur Diktatur Ceauşescus für Meinungsfreiheit eintraten. Aufgrund ihrer Weigerung, mit der Geheimpolizei zusammenzuarbeiten, war sie Schikanen der Securitate ausgesetzt. Da sie die Diktatur in Rumänien öffentlich kritisiert hatte, wurde sie in ihrer Heimat mit Publikationsverbot belegt. 1987 emigrierte sie zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Richard Wagner. Herta Müller war Gastdozentin unter anderem in Paderborn, Warwick, Hamburg, Swansea, Gainsville (Florida), Kassel, Göttingen, Tübingen und Zürich. Sie wohnt in Berlin. Seit 1995 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Joachim Gauck, geb. 1940, studierte Theologie und arbeitet viele Jahre als Pastor; Mitinitiator des kirchlichen und öffentlichen Widerstands gegen die SED-Diktatur; ab März 1990 Abgeordneter für das Bündnis 90 in der zum ersten Mal frei gewählten Volkskammer; von 1991 bis 2000 Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR; 2012 bis 2017 elfter Präsident der Bundesrepublik Deutschland; zahlreiche Ehrungen, u.a.: Theodor-Heuss-Medaille, Geschwister-Scholl-Preis, Europäischer Menschenrechtspreis, Ludwig-Börne-Preis; Ehrendoktor der Universitäten Rostock, Jena, Augsburg, der National University of Ireland/Galway, der Hebrew University of Jerusalem, der Université Paris-Sorbonne sowie der Maastricht University.
Jean Asselborn, geb. 1949, ist Minister für Auswärtige und Europäische Angelegenheiten von Luxemburg und der dienstälteste Außenminister in der Europäischen Union. Nachdem er mit 18 Jahren die Schule verlassen hatte, holte Asselborn ab 1976 Abitur und Studium nach und erhielt 1981 einen Hochschulabschluss in Zivilprozessrecht an der Universität Nancy II. Nach verschiedenen beruflichen und kommunalpolitischen Stationen als Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei (LSAP) trat Jean Asselborn nach den Parlamentswahlen vom 13. Juni 2004 als Vizepremierminister sowie als Minister für auswärtige Angelegenheiten und Immigration in die Regierung ein. Seither gehört er den Regierungen Luxemburgs in unterschiedlichen Koalitionen an. Zuletzt wurde er nach den Parlamentswahlen vom 14. Oktober 2018 erneut zum Minister für auswärtige und europäische Angelegenheiten sowie zum Minister für Immigration und Asyl berufen. 2010 erhielt Jean Asselborn das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 2013 wurde er zum Komtur im nationalen Orden der Ehrenlegion (ordre national de la Légion d’honneur) der Französischen Republik ernannt.
Hedwig Richter, Prof. Dr., geb. 1973, ist seit Januar 2020 Professorin für Neuere und Neuste Geschichte an der Universität der Bundeswehr München. Sie hat Geschichte, deutsche Literatur und Philosophie in Heidelberg, Belfast und Berlin studiert. Im Jahre 2008 wurde sie mit einer Arbeit zur Herrnhuter Brüdergemeine in der DDR promoviert. Nach verschiedenen Stationen habilitierte sich Richter 2016 in Greifswald. 2020 wurde sie mit dem Anna-Krüger-Preis des Wissenschaftskollegs zu Berlin ausgezeichnet.
Karl-Rudolf Korte, Prof. Dr., geb. 1958, ist Direktor der NRW School of Governance. Er studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Pädagogik in Mainz und Tübingen.