Karl Kraus war bereits bekannt für seine neuartige, intensive und besonders eindringliche Art des Vorlesens, als Thomas Mann am 29. März 1913 in München einen Vortragsabend des Schriftstellers besuchte. Mann empfand die Veranstaltung nach eigenen Angaben als interessant und bereichernd, andere Teilnehmer äußerten sich jedoch weitaus weniger zurückhaltend. Kraus, der sich einmal mehr in typischer Manier präsentierte, wurde in einem Zeitungsbericht gar als »Gottesstreiter« bezeichnet; gegen eine gezeichnete Karikatur setzte er sich polemisch zur Wehr. Ludwig von Ficker, der Veranstalter des Vortragsabends und Herausgeber der Zeitschrift Der Brenner, initiierte daraufhin eine Reihe von Stellungnahmen prominenter Schriftsteller, um Kraus zu unterstützen. Manns Beitrag, in dem er sich zwar distanziert, aber mit großem Respekt zu Karl Kraus äußert, erschien am 15. Juni 1913 im Brenner.
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Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.