Franz Reuleaux und Alois Riedler waren im späten 19. Jahrhundert die vielleicht bekanntesten Ingenieurprofessoren in Deutschland. In die Zeit ihres Wirkens fällt die Emanzipation der Technischen Hochschulen gegenüber den Universitäten und die Herausbildung der modernen Technikwissenschaften. Dabei verkörperten sie Extreme: Riedler stand für Praxis, Reuleaux für Theorie. Jenseits ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit entfalteten Reuleaux und Riedler zahlreiche Aktivitäten. So beriet der nationalliberale Staatsbeamte Reuleaux Bismarck bei dessen Kolonial- und Welthandelspolitik, der technokratische Manageringenieur Riedler machte mit seinen neuartigen Expresspumpen ein Millionengeschäft. Beide waren streitbare Persönlichkeiten. Sie führten nicht nur miteinander heftige Auseinandersetzungen, sondern auch mit zahlreichen anderen Kontrahenten und der Industrie. Diese bezogen sich auf die kapitalistische Industrialisierung und Rationalisierung, das Spannungsfeld von Massenproduktion und Qualitätsarbeit, das Patentrecht, die Stellung des Ingenieurs in der Gesellschaft und vieles andere mehr.
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Wolfgang König ist Professor für Technikgeschichte (a.D.) an der Technischen Universität Berlin und Mitglied von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Für seine Arbeiten zur Technik- und Konsumgeschichte wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Im Franz Steiner Verlag erschien von ihm unter anderem die ‘Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft’.