Kein Philosoph hat unsere heutige Wissenschaft so sehr geprägt wie Aristoteles (384–322 v. Chr.). Er hat nicht nur das Wissen seiner Zeit in ganzer Ausdehnung gedanklich umspannt und systematisiert, sondern es auf allen Feldern weit über sich hinausgetrieben (von der Physik bis zur Psychologie). Durch empirische genaue Würdigung der Phänomene und methodisch strenge Suche nach den jeweiligen Prinzipien hat er auf vorbildliche Weise versucht ‘zu sagen, was ist’. Selbst unsere Logik, die Art, wie wir Definitionen aufstellen und Beweise führen, sowie die Kategorien, mit denen wir noch heute die Wirklichkeit beschreiben, etwa Substanz, Qualität, Quantität, Relation – Aristoteles hat sie begründet und als erster Gebrauch davon gemacht.
Doch auch die praktische Philosophie und das Denken des Menschen über sich selbst hat Aristoteles mit seinen Theorien des Handelns und der Tugenden, des öffentlichen Redens und der Dichtung bis heute nachhaltig bestimmt: Worin liegt das eigentlich Gut der menschlichen Existenz? Wie kann ein Mensch im Handeln die ‘rechte Mitte’ finden? Was macht ihn zum ‘zoon politicon’?
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Thomas Buchheim ist seit 2000 Ordinarius für Philosophie an der LMU München. Seit 2005 ist er Geschäftsführender Herausgeber des Philosophischen Jahrbuchs der Görres-Gesellschaft.