Während des NS-Regimes wurden chronisch »geistig kranke« Patient Innen im Rahmen eines wohl kalkulierten biopolitischen Programms ermordet. Dieses Programm nutzte etablierte wissenschaftliche Standards und beruhte auf damaligen eugenischen Vorstellungen. Circa 300.000 Patient Innen wurden während dieser Zeit getötet, und es waren Pflegende, die dies alltäglich ausführten. Neuere Forschungen legen allerdings die Vermutung nahe, dass psychiatrische Patient Innen auch vor und nach Ende des NS-Regimes ermordet wurden. Das führt zu der Annahme, dass die Motive für die Morde innerhalb der psychiatrischen Praxis zu suchen sind.Dieses Buch versucht die Mechanismen und wissenschaftlichen Diskurse zu identifizieren, die es Pflegenden ermöglichten, Patient Innen als lebensunwert wahrzunehmen. Basierend auf der Methodologie der »institutional ethnography« zeigt es, dass Patient Innenakten als »inscriptions« analysiert werden müssen, die aktiv in die Interaktionen innerhalb der Institution psychiatrische Anstalt eingreifen und dabei eine bestimmte, verschriftlichte Realität erzeugen. In der Analyse dieser »inscriptions« geht es nicht darum zu fragen, ob die abgebildete Realität wahr ist, sondern eher darum, zu verstehen welche Funktion Dokumente in der psychiatrischen Praxis hatten und welche Effekte sie erzeugten. Das Buch zeigt ferner, wie Pflegende aktiv in die Konstruktion von Patient Innen-Identitäten involviert waren und wie diese »dokumentarischen Identitäten« letztlich zum Tod tausender menschlicher Leben führten.
Thomas Foth
Caring and Killing [PDF ebook]
Nursing and Psychiatric Practice in Germany, 1931–1943
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Language English ● Format PDF ● Pages 279 ● ISBN 9783847000624 ● File size 2.6 MB ● Publisher V&R unipress ● City Göttingen ● Country DE ● Published 2013 ● Edition 1 ● Downloadable 24 months ● Currency EUR ● ID 3051225 ● Copy protection without