Eine Rundfrage des Arztes, Politikers und Publizisten Julius Moses bot Thomas Mann im Jahr 1907 den Anlass, sich zu einem Thema zu äußern, das für die Rezeption seiner Werke, wie auch für sein öffentliches Bild, immer wieder eine Rolle spielte. Zunächst ist es wichtig zu betonen, dass der Begriff »Judenfrage«, der aus heutiger Sicht zwangsläufig ungute Assoziationen hervorruft, zur jener Zeit noch nicht unbedingt wertend besetzt war. Der Initiator der Rundfrage wollte vielmehr ein vielschichtiges Meinungsbild zu einem gesellschaftlich (mehr oder weniger differenziert) debattierten Gegenstand einholen. Thomas Mann, dessen Haltung zur »Judenfrage« nachweislich nicht immer frei von Widersprüchen war, setzt sich hier auch gegen Unterstellungen des populären, antisemitischen Literarhistorikers Adolf Bartels zur Wehr und bezieht sich auf eine durchaus positiv beschriebene Sonderstellung der Juden, die er unter anderem in seinem Roman ›Königliche Hoheit‹ erörtert.
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Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.