Die Frage, wie mit dem besiegten Deutschland umzugehen sei, wurde in den USA nach Kriegsende lebhaft debattiert und stand im Mittelpunkt auch jenes Seminars, für das Thomas Mann sich mit diesem Beitrag entschuldigen ließ. Initiiert hatte es der methodistische Pfarrer und Universitätspräsident Frank Kingdon, der sich während des Krieges für deutsche Exilanten im besetzten Frankreich eingesetzt hatte und zu den führenden Mitgliedern der neugegründeten liberalen »Progressive Party« gehörte. Mann unterstützte deren Anliegen, mehrfach auch mit öffentlichen Auftritten, macht hier allerdings deutlich: »[E]s hätte etwas Unnatürliches, wenn ich mich einer solchen [Organisation] anschlösse, deren Aktivitäten man einfach als anti-German deuten könnte.« Gegen ebendiesen Vorwurf, er sei »anti-German« und urteile zu pauschal über sein ehemaliges Heimatland, musste er selbst sich immer wieder verteidigen. Verfasst am 12. Februar 1947, wurde der Text in der englischen Übersetzung vorgetragen und 1974 in Band XIII der ›Gesammelten Werke‹ auf Deutsch erstmals abgedruckt.
About the author
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.