Einen nicht unbedeutenden Umschwung seiner politischen Überzeugungen hatte Thomas Mann zu erklären, seit er sich in den Jahren nach der Veröffentlichung der noch tendenziell antidemokratischen ›Betrachtungen eines Unpolitischen‹ im Jahre 1918 allmählich zu einem Befürworter der demokratischen Republik entwickelte. Dabei diente ihm der evangelische Theologe und Soziologe Ernst Troeltsch wiederholt als Referenz und Leitgeber – wie auch bei diesem Text, der 1923 in der Weihnachtsausgabe der Frankfurter Zeitung und anschließend Anfang Januar in der Neuen Freien Presse (Wien) sowie in der Augsburg-Münchener Allgemeinen Zeitung abgedruckt wurde. Troeltsch, der erst Anfang Februar 1923 gestorben war, lieferte mit seinem Vortrag über ›Naturrecht und Humanität in der Weltpolitik‹ zudem die Inspiration für den Titel dieser Arbeit, die inhaltlich stellenweise auf ›Die Schweiz im Spiegel‹ und dem ›Brief aus Deutschland [IV]‹ basiert (beides 1923).
About the author
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.