Apotheker wie sein Vater ist er nicht geworden, der 1854 in Honfleur am Ärmelkanal geborene Schriftsteller Alphonse Allais, dafür aber ein gewitzter Journalist, Kabarettist und Verfasser zahlreicher spritziger Kurzgeschichten. In Deutschland kaum bekannt, gehört er in Frankreich zum bleibenden Bestand der Humoristen, auf deren Texte immer gern zurückgegriffen wird.
Allais’ großes Thema war die Liebe. In ereignisreicher Zeit aufgewachsen, die vom Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, der Kommune und späteren revanchistischen Bestrebungen der Politik geprägt war, verspottete er gern die Militärs, besonders den Kriegsminister Boulanger. Vorwiegend aber widmete er sich dem Milieu, in dem er seit seiner Übersiedlung nach Paris zu Hause war: der Bohème von Quartier Latin und Montmartre. Leichte Mädchen, geizige Schankwirte, gehörnte Ehemänner, trinkfeste Künstler, aber auch vertrocknete Beamte, heruntergekommene Adlige, wunderliche Seeleute und Zöllner sind die Helden seiner griffig geschriebenen pointierten Texte. Wenn der Maler in etwa sein Modell in Stimmung bringt, der sparsame Schwager den Leichnam des Kohlenhändlers zum Fotografen schleppt, eine sexverrückte Gräfin den Musikus am liebsten mitsamt seinen Geräten ins Bett holen will, verspürt man selber den Kitzel und die Freude, die dieser arglistig-freundliche Franzose beim Ausdenken seiner Geschichten ganz bestimmt hatte.
İçerik tablosu
Die Palme
Die entflammte Bacchantin
Jugend
Der Sprengwagen
Die Kutsche als Liebesnest
Ein Philosoph
Schmuggel
Die Templer
Weiße Nacht eines Roten Husaren
Mjusik
Das Abenteuer eines Orchestermannes
Ehrenbezeigung für Mougeot
Eine glänzende Idee
Der Korken
Moderne Idylle
Sparsamkeit
Eine Lokalnachricht
Ein dankbarer Patient
Tom
Aalfang
Ein trefflicher Rat
Selbsthypnose
Ein alter Seebär
Der Mann mit dem Holzbein
Eine unverhoffte Reise
Die Küste Westafrikas
Beleidigungen Frankreichs
Und Daudet?
Berufung
Der schlaue Reservist
Liebesdienste
ALPHONSE ALLAIS, DER SPÖTTISCHE WIKINGER
Yazar hakkında
Allais wurde am 20.10.1854 in der malerischen Hafenstadt Honfleur geboren, die an der Seinemündung gegenüber von Le Havre liegt. Er ist nicht der einzige bekannte Künstler, den dieser kleine Ort hervorbrachte. Unter anderem kamen hier der Maler Eugène Boudin, der Komponist Eric Satie, der Lyriker Henri de Regnier und der schriftstellernde Historiker Albert Sorel zur Welt. In Honfleur gibt es im Zentrum eine Art Torbogen, Place Alphonse Allais genannt, und etwas außerhalb eine Gasse mit seinem Namen. Hier lebte er als Kind, und von hier aus kann man durch Gebäude- und Mauerlücken einen Blick auf den Ärmelkanal, auf die Gewässer und Buchten werfen, die manchem seiner Texte eine so lockere maritime Note verleihen. Auch benachbarte Ort wie Trouville, Etretat, Le Tréport tauchen in den Erzählungen auf, vermitteln etwas von der Küsten- und Seefahrtsatmosphäre der Normandie.
Sein Vater war Apotheker, und die Familie hätte es gern gesehen, wenn der Sohn in seine Fußstapfen getreten wäre. Doch obwohl Allais achtzehnjährig in Paris ein pharmazeutisches Studium aufnahm, zog es ihn weit mehr zur Literatur. Schon in Honfleur hatte er erste Schreibversuche unternommen, nun regte ihn das Studenten- und Bohèmemilieu seiner neuen Umgebung umso heftiger an, die Feder zu gebrauchen. Allerdings reichte das keineswegs aus, ihn zu ernähren, weshalb er nach seinem Militärdienst 1875/76 nebenbei als Apothekergehilfe arbeitete. Zwei Jahre später verzichtete er darauf, fällige Prüfungen abzulegen, und bekam von den Eltern die Quittung präsentiert – sie strichen ihm die bis dahin gewährte finanzielle Unterstützung. Auf diese Wechselfälle seines Lebens kommt der Autor in seinen Geschichten hin und wieder diskret spöttisch zu sprechen.
Wenngleich Allais ein paar Theaterstücke und Romane geschrieben hat, galt seine Hauptneigung doch der kleinen Form, den Aphorismen, Anekdoten, Sketchen fürs Kabarett, dem Feuilleton und der Kurzgeschichte. Hier konnte er seinen Witz entfalten, kannte sich aus. Er arbeitete an verschiedenen Zeitungen mit, belieferte sie mit humorigen oder kritischen, pointierten Texten, die er nach Aussage von Bekannten oft an Kaffeehaustischen eine Stunde vor dem Abgabetermin zu Papier brachte.