Über kaum einen anderen Komponisten ist so viel geforscht worden wie über Beethoven. Fest ins kulturelle Gedächtnis haben sich Vorstellungen des Komponisten als ‘grollender Titan’, als Genie oder als übernationale Größe eingeschrieben. Dabei hat jede Zeit ihre eigene Imagination von Beethoven: Die Gegenwart stößt sich kaum mehr an popkulturell-bunten Beethoven-Vorstellungen, während Beethoven um 1900 als Überwinder und Held Identifikationsfigur für Militarismus und Nationalismus war. Doch wie hängen diese Bilder mit jenem Pianisten und Komponisten zusammen, der 1792 nach Wien kam, in der Wiener Aristokratie bestens vernetzt war und gefördert wurde, und der im kulturellen Soziotop Wiens zur Zeit von Belagerung, Krieg und politischen Umbrüchen künstlerisch neue Wege suchte?
Yazar hakkında
Birgit Lodes studierte in München, an der University of California Los Angeles und an der Harvard University. Seit 2005 lehrt sie als ordentliche Professorin für Historische Musikwissenschaft an der Universität Wien und fungiert als korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie der Academia Europaea. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf der Musik der Renaissance sowie auf der Zeit um 1800. Sie ist Leiterin eines siebenjährigen Forschungsprojekts zur Musik am Bonner kurfürstlichen Hof mit dem Ziel, Beethovens Ausbildungszeit als Hofmusiker zu rekonstruieren. In jüngerer Zeit veröffentlichte sie unter anderem Neuinterpretationen von Beethovens Liederzyklus An die ferne Geliebte und von seiner Missa solemnis; zudem befragt sie Beethovens Widmungspraxis und seine Verflochtenheit mit (adeligen) Persönlichkeiten der Zeit.
Melanie Unseld studierte Historische Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft, Philosophie und Angewandte Kulturwissenschaft. 2008–2016 hatte sie die Professur für Kulturgeschichte der Musik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg inne, seit 2016 ist sie Professorin für Historische Musikwissenschaft am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw). 2019 wurde sie zum korrespondierenden Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Im Vorfeld des Beethoven- Jahres 2020 leitete sie das Forschungsprojekt ‘Erinnerungsort Beethoven: Theater an der Wien’. Neben der musikbezogenen Erinnerungsforschung liegen weitere Forschungsschwerpunkte auf der Musikkultur um 1800 sowie auf Fragen der Genderforschung und der Biografik.
Susana Zapke ist seit 2009 Professorin für Historische Musikwissenschaft an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Sie studierte Musikwissenschaft und Literaturwissenschaft an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Köln, wurde an der Universität Hamburg promoviert und habilitierte sich an der Universität Salzburg. Klavier- und Kontrabass-Studien ergänzten ihre akademische Ausbildung. Seit 1997 leitet sie Drittmittel-geförderte Forschungsprojekte in Deutschland, Frankreich, Spanien und Österreich. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Musik des Mittelalters, die intellektuellen Diskurse des Fin de Siècle und der Wiener Moderne sowie die Musik im urbanen Raum (Stadtimages, Stadtindividualität und Symbolpolitik). Mit Hinblick auf das Beethoven-Jubiläum 2020 initiierte Zapke ab 2017 einen Forschungscluster an der MUK mit künstlerisch-wissenschaftlichen Aktivitäten, Kongressen und Publikationen, zuletzt erschienen: Beethoven visuell. Der Komponist im Spiegel bildlicher Vorstellungswelten (Wien 2020).