Bachelorarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik – Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, 0, Universität Stuttgart, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Literaturwissenschaft fehle es schlichtweg an „Stil“, einem Schriftsteller wie ihm gerecht zu werden, urteilte einmal Mara Delius in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er fasziniert, begeistert und irritiert, heißt es wiederum an einer anderen Stelle, in der Einleitung eines Sammelbands zu Leben und Werk des Schweizers. Und in der Süddeutschen Zeitung konnte man lesen, seine „stete Rede vom Werteverfall und einer Identitätskrise des modernen Subjekts, sein Gebaren als ‚postmoderner
Dandy’ und ‚reaktionärer Schnösel’“ besitze Kalkül. Summa Summarum lassen sich die Aussagen auf eine übertragbare Formel bringen: Wie kaum ein anderer deutschsprachiger Autor seiner Zeit schafft es Christian Kracht, „die Medien zum Tanzen zu bringen“ (Süddeutsche Zeitung).
Für viele ist er ein Buch mit sieben Siegeln. Das Interesse an seiner Person steht dem Interesse an seinen Bestsellern in nichts nach. Fakt ist: Wo Interpretationen enden, wo die Sinnsuche zu Zugängen zu Leben und Werk beginnt kommt Krachts offeriertes Identitätsangebot ins Spiel. Ein Angebot von Informationen verpackt als Inszenierungsstrategien, die sich anschicken, jene Leerstellen im Autorprofil
füllen zu wollen, welche sich Lesern durch „einfache Deutungen verschließ[en]“. Das Bildnis des Christian Kracht ist das Resultat, das aus diesen Prozessen entsteht; ein mediales Selbstporträt, das sich aus der Strichführung diverser Selbstinszenierungen zu einer kohärenten Identität zusammenfügt.
Mal affektiert, mitunter versteckt, manchmal auch scheinbar beiläufig passiert sie, die Autorinszenierung des umstrittenen Schriftstellers aus Saanen. Ob im Verwirrspiel um sein wahres Ich, im Moment der ästhetischen Selbststilisierung oder als Grenzgänger zwischen Autor, Figur und Erzähler – Christian Kracht beherrscht die Mechanismen der Aufmerksamkeit, sein literarisches Provokationspotenzial reicht weit über die bloße Textebene hinaus. Man könnte auch sagen, Kracht folgt frei einem Aphorismus Salvador Dalís, der als Aufgabe von Kunst postuliert hatte, systematisch
Verwirrung zu stiften, das setzte Kreativität frei.[…]
İçerik tablosu
1. Einleitung und Methodik
1.1. Einführung – Der mit den Medien tanzt
1.2. Annahmen und Methodik
2. Der Autor ist tot – Es lebe der Autor?
2.1. Überlegungen zu Autor und Autorschaft
2.2. Roland Barthes – Tod des Autors
2.3. Boris Ėjchenbaum – Das literarische Leben
2.4. Michel Foucault – Was ist ein Autor?
2.5. Dirk Niefanger – Label und Logo
2.6. Inszenierung, Maskerade und Theatralität – Der Autor als Schauspieler
2.7. Forschungsstand zur Autorinszenierung Christian Krachts
2.8. Christian Kracht und der Dandyismus
3. Analyse
3.1. Das versteckte Triptychon – Autorinszenierung im Peritext des Gelben Bleistifts
3.1.1. Vorüberlegungen zur Abgrenzungsstrategiein Krachts Reisetexten
3.1.2. Der gelbe Bleistift – Umschlagseite eins
3.1.3. Der gelbe Bleistift – Umschlagseite vier
3.2. Verschwinden, verschweigen, verändern – Autorinszenierung im Epitext Internet
3.2.1. Vorüberlegungen zum Begriff Epitext
3.2.2. Bedeutung des Internets für die „moderne“ Autorinszenierung
3.2.3. Das Schweigen des Dandys – Krachts stille Inszenierung in Facebook
3.2.4. Krachts Ästhetik des Verschwindens in Text, Bildern und im Netz
3.2.5. Heimlich inszeniert – Krachts Interventionen in Wikipedia
4. Fazit und Ausblick
5. Anhang
6. Literatur