In den 1950er und 1960er Jahren wurden in der DDR fast 40.000 Plätze zur wochenweisen Fremdbetreuung von Kindern im Alter zwischen sechs Wochen und drei Jahren geschaffen. Wochenweise bedeutete, dass diese Kinder Tag und Nacht in der Einrichtung verblieben und ein Kontakt zu ihren Eltern nur am Wochenende möglich war. Diese intensive Betreuungsform war eine Voraussetzung dafür, dass die Arbeitskraft der Frauen uneingeschränkt dem Aufbau der DDR zur Verfügung stand. Jedoch passte es auch zum ideologischen Hintergrund, bereits die Jüngsten durch eine umfassende kollektive Erziehung zu einer »sozialistischen Persönlichkeit« zu formen – mit teils lebenslangen Folgen für die Kinder.
Die Geschichte der Wochenkrippen und die Entwicklung der dort untergebrachten Kinder wird von den Autor*innen aus verschiedenen Perspektiven nachgezeichnet und in den Kontext aktueller Forschungsergebnisse gesetzt. Dabei richtet sich der Blick auch auf vergleichbare Einrichtungen jenseits der Grenzen der damaligen DDR. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für die persönliche und therapeutische Aufarbeitung der ehemaligen Wochenkrippenkinder relevant, sondern auch vor dem gegenwärtigen Hintergrund der 24-Stunden-Kita-Angebote und der Heimeinrichtungen im Rahmen der Jugendhilfe.
Mit Beiträgen von Felix Berth, Maya Böhm, Eva Flemming, Agathe Israel, Christian Jakubaszek, Stefanie Knorr, Patricia Lannen, Karsten Laudien, Sophie Linz, Heike Liebsch, Florian von Rosenberg, Antje Schunke, Carsten Spitzer, Jaroslav Šturma und Susanne Vogel
İçerik tablosu
Vorwort
Aus den Erfahrungen der Kunsthalle Rostock im Ausstellungsprojekt »abgegeben – Wochenkrippen in der DDR« im Jahr 2023
Antje Schunke
abgegeben
Sophie Linz
Familien- oder Krippenerziehung?
Jaroslav Šturma
Säuglingsheime in West- und Ostdeutschland
Kontinuitäten und Diskontinuitäten der deutsch-deutschen Sozialgeschichte
Felix Berth
Wochenkrippen in der DDR
Heike Liebsch
Was wussten die Fachleute über die Wochenkrippenkinder in der DDR?
Einige Bemerkungen zur Geschichte
Florian von Rosenberg
Kindheit und Jugend in Einrichtungen der Jugendhilfe der DDR
Die biografischen Folgen
Karsten Laudien
Die Entwicklung primärer Objektbeziehungen und die Folgen früher Trennung
Agathe Israel
Heimplatzierung von Kleinkindern in der Schweiz – 60 Jahre danach
Patricia Lannen, Heidi Simoni & Oskar Jenni
Das Forschungsprojekt »Bindung und seelische Gesundheit ehemaliger Wochenkrippenkinder«
Eva Flemming, Stefanie Knorr, Laura Lübke & Carsten Spitzer
Schreiben über Erfahrungen in Wochenkrippe und Wochenheim
Maya Böhm & Birgit Wagner
Ein Bericht zum Gesprächskreis im Rahmen des Rostocker Symposiums zum Thema: Erfahrungen mit psychosozialen Hilfsangeboten für Wochenkinder
Susanne Vogel
Bundesweite Selbsthilfe für ehemalige Wochenkinder
Christian Jakubaszek