Der von der Forschung vergessene und nach siebzig Jahren wiederentdeckte fundamentale Aufsatz Kurt Loewensteins im Mitteilungsblatt (Tel Aviv) vom Juli 1948 zur jüdischen Problematik in Thomas Manns Exilroman Doktor Faustus (1947) lenkt zusammen mit Manns Reaktion darauf unsere Aufmerksamkeit auf die innovative Dynamik der Erzählweise im Doktor Faustus, auf die Überwindung der Gepflogenheiten der beliebten Schlüsselliteratur zu Gunsten einer diagnostischen phänomenologischen Schreibweise. Nach dem Ende des Krieges und der Diskussion um »innere« und »äußere« Emigration wurde die Rezeption des Doktor Faustus durch autobiographische Fragestellungen einseitig strapaziert. Es ist daher an der Zeit, Thomas Manns innovative Energie des Erzählens angemessen nachzuvollziehen. Klaus Kanzog greift in seiner Studie zu Thomas Manns phänomenologischem Erzählen die von Kurt Loewenstein ausgehenden Impulse zum ›close reading‹ auf. Reaktionen von Freunden Manns wie Hans Reisiger und Annette Kolb auf ihre Darstellungen im Roman werden in einem Anhang vorgestellt und diskutiert.
Yazar hakkında
Dirk Heißerer, geboren 1957, ist Vorsitzender des Thomas-Mann-Forums München e.V. und Herausgeber der Thomas-Mann-Schriftenreihe und der Unterreihe Fundstücke. Alle Bände der Thomas-Mann-Schriftenreihe:https://verlag.koenigshausen-neumann.de/productseries/reihe/?series=78219Alle Bände der Thomas-Mann-Schriftenreihe, Fundstücke:https://verlag.koenigshausen-neumann.de/productseries/reihe/?series=76753
Klaus Kanzog, geboren 1926 in Berlin, studierte Germanistik und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, Promotion 1951, Bibliotheksrat 1956. Seit 1964 am Institut für Deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, Habilitation 1972, Einführung des Faches Filmphilologie 1976, Extra-Ordinarius 1978, seit 1992 im Ruhestand. Gastprofessuren an der Dalhousie University Halifax und an der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte: Editionsphilologie, Filmphilologie, Erzähltheorie, Lexikologie.