Mitte der 1990er Jahre geriet die Schweiz vergangenheitspolitisch ins Kreuzfeuer internationaler Kritik. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Universalisierung der Erinnerung an den Holocaust sah sich die Schweiz mit Fragen zu ihrer Rolle während des Zweiten Weltkrieges konfrontiert. Das jahrzehntelang gepflegte Geschichtsbild vom neutralen und humanitären Sonderfall wurde dabei grundlegend erschüttert. Eine Folge der Kontroversen um „Nachrichtenlose Vermögen“, „Nazigold“ und schweizerische Flüchtlingspolitik war die staatliche Einsetzung einer Unabhängigen Expertenkommission (UEK), die die Rolle der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges historisch und juristisch aufarbeitete. Welche Auswirkungen diese vergangenheitspolitischen Debatten und die offiziellen Aufarbeitungsbemühungen auf das Geschichtsbild breiter Bevölkerungskreise hatten, blieb bislang unerforscht. Anhand von intergenerationell zusammengesetzten Gruppendiskussionen zeigt dieser Band nunmehr auf, wie heute die Zeit des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus in der Bevölkerung vergegenwärtigt wird. Die Studie bietet Einblick in ein Erinnerungsgeschehen, das bisher kaum ins Blickfeld der Forschung gerückt ist.
İçerik tablosu
Historische Perspektiven und methodischer Bezugsrahmen.- Erinnerungskulturelle Konjunkturen in der Schweiz seit Mitte der 1940er Jahre.- Intergenerationell zusammengesetzte Gruppendiskussionen als Erinnerungsräume.- Umkämpfte Erinnerung – Divergenzen und Konvergenzen im kommunikativen Erinnern.- Mitten im Abseits – Bilder und Vorstellungen zur Schweiz während des Zweiten Weltkriegs.- Der Zweite Weltkrieg: (K)Eine Gebrauchsgeschichte?.
Yazar hakkında
Nicole Burgermeister ist Soziologin und Klinische Psychologin und arbeitet in einer Psychotherapeutischen Tagesklinik.
Nicole Peter ist Historikerin und arbeitet als Museumspädagogin und Kuratorin.