Eine Reifeprüfung besonderer Art haben die beiden Hauptprotagonisten in Uwe Johnsons erstem Roman, der erst nach seinem Tode veröffentlicht wurde, abzulegen: Klaus Niebuhr und Ingrid Babendererde müssen sich nicht nur auf die schulische Reifeprüfung vorbereiten, sondern sich auch zu der Kampagne der staatlichen Institutionen der DDR gegen die evangelische »Junge Gemeinde« verhalten. Ingrid Babendererde soll auf einer Schulversammlung, gegen die Wahrheit, die Mitglieder der »Jungen Gemeinde« denunzieren. Sie nutzt ihre Rede jedoch dazu, die »Junge Gemeinde« unter Hinweis auf die Verfassung der DDR zu verteidigen und den Direktor der Schule wegen seines Vorgehens zu kritisieren, und wird aus der Schule ausgeschlossen. Daraufhin entschließt sich das »Paar«, in den Westen zu gehen, in eine »Lebensweise«, die sie »für die falsche erachten«. Ingrid Babendererde weist bereits alle Merkmale auf, die für das Werk von Uwe Johnson charakteristisch sind: die distanzierte und zugleich einfühlend-liebevolle Art, in der der Erzähler mit seinen Personen umgeht, die eigensinnige Sprache, die den Eigensinn der Personen und ihrer Handlungen in den Anfangsjahren der DDR wiedergibt.
Yazar hakkında
Siegfried Unseld wurde am 28. September 1924 in Ulm geboren und starb am 26. Oktober 2002 in Frankfurt am Main. Nach dem Abitur wurde er im Zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst einberufen und war drei Jahre lang, bis 1945, als Marinefunker im Einsatz. Nach seiner Rückkehr absolvierte er beim Ulmer Aegis Verlag eine Lehre als Verlagskaufmann. 1947 erhielt er durch die Vermittlung von Professor Weischedel die erstrebte Zulassung an der Universität Tübingen und studierte dort Germanistik, Philosophie, Nationalökonomie, Völkerrecht, Bibliothekswissenschaften und Sinologie. Seinen Lebensunterhalt bestritt Unseld als Werkstudent. Bis 1950 arbeitete er im Verlag J. C. B. Mohr in Tübingen. 1951 promovierte er mit einer Dissertation über Hermann Hesse zum Dr. phil. 1952 trat er in den Suhrkamp Verlag ein, wurde 1958 Gesellschafter der Suhrkamp Verlag KG und übernahm nach dem Tod Peter Suhrkamps die Verlagsleitung. Neben seiner beruflichen Tätigkeit besuchte er 1955 das von Henry Kissinger geleitete Internationale Seminar der Harvard Universität in Cambridge/Mass. (USA). Unseld führte die Verlage Suhrkamp und Insel und den 1981 von ihm gegründeten Deutschen Klassiker Verlag bis zu seinem Tod im Jahr 2002.