Mit einer Notiz zum synodalen Prozess eröffnet Stefan Kiechle das ‘Sommerheft’. Seine Überle-gungen führen zu einem der thematischen Schwerpunkte dieser Ausgabe hin: der Frage nach dem richtigen Umgang mit der gegenwärtigen kirchlichen Krise. In diesem Kontext kommt dem priester-lichen Dienst besondere Aufmerksamkeit zu. Immer wieder wird von verschiedenen Seiten Kritik an klerikalistischem Verhalten geäußert und eine theologische Neubesinnung auf den sakramentalen Charakter des Priesteramtes gefordert. Dabei können die Überlegungen von Johannes Schelhas zur Rolle von Priestern in Kirche und Gesellschaft wichtige Impulse liefern. Neue Geistliche Bewegun-gen charismatischer Prägung sehen in der Neuevangelisierung ein Therapeutikum gegen die Miss-stände innerhalb der Kirche, die sie auf eine postmoderne Glaubenskrise zurückführen. Während Christoph Amor Chancen und Grenzen charismatischen Glaubens für eine Revitalisierung des kirch-lichen Lebens auslotet, unterzieht Stefan Klöckner die Neuen Geistlichen Bewegungen einer diffe-renziert-kritischen Betrachtung. Dabei moniert er in der Weise ihrer Auseinandersetzung mit prob-lematischen kirchlichen und politischen Entwicklungen Tendenzen zu biedermeierlicher Weltflucht und eine stark emotionalisierende wie simplifizierende Spiritualität, die in vielen Worship-Liedern ihren Niederschlag findet. Dag Heinrichowski nimmt sich des evangelikalen Mottos ‘What would Jesus do?’ an, um es mithilfe des ignatianischen Erbes zu reinterpretieren. Ebenso igantianisch grundiert sind die Beiträge von Felix Körner und Gonzalo Villagrán zum muslimisch-christlichen Dialog. Anlässlich des diesjährigen Zwingli-Jubiläums liefert Samuel Lutz spannende Einblicke in Zwinglis Leben und seine tiefe Frömmigkeit. Ökumenisch inspiriert ist auch der Beitrag von Philipp Müller zur theologischen Profilierung von Papst Franziskus und dem 2005 verstorbenen Gründer der Ordensgemeinschaft von Taizé, Frère Roger Schutz. Die zentralen Vokabeln Freude, Barmherzigkeit und Einfachheit im Glaubensleben verbinden sie zu Brüdern im Geiste. Ralph Miggelbrink lenkt den Blick der Leser(innen) auf die Kontroverse um den Freiheitsbegriff, die sich vor zwei Jahren zwi-schen Karl-Heinz Menke und Magnus Striet in der Herder Korrespondenz entsponnen und Menke zur Veröffentlichung einer vielbeachteten Streitschrift veranlasst hat. Unter der Rubrik ‘Lektüre’ formuliert Martin Dieckmann existenzielle Gedanken zu Psalm 139. Andreas Falkner schließlich verdanken wir den zweiten Teil der Übersetzung des Aufsatzes von Michel de Certeau über Jean-Joseph Surin.
Про автора
Christoph Beneke, geb. 1956, Dr. theol., Priester der Erzdiözese Wien, in der Studentenseelsorge tätig.