Der aus einer alten baltischen Adelsfamilie stammende Eduard Graf von Keyserling hat Romane und Erzählungen geschrieben, die zum Schönsten gehören, was die deutsche Literatur hervorgebracht hat. Nicht umsonst hat man ihn einen baltischen Fontane genannt. In traumhaft schönen Bildern porträtiert Keyserling die Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts – dabei sind Licht, Glanz und Farbenreichtum seiner Geschichten umso erstaunlicher, als der Autor bei Abfassung der späten Werke bereits erblindet war. Durch seinen symbolischen und auch ironischen Impressionismus gebührt ihm ein Platz zwischen Theodor Fontane und Thomas Mann.
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Eduard Graf von Keyserling (1855 – 1918), auf Schloss Paddern bei Hasenpoth (Aizpute) in Kurland geboren, wuchs als zehntes von zwölf Geschwistern in der patriarchalischen Adelsgesellschaft der elterlichen Güter auf. Das 1874 begonnene Studium (Jura, Philosophie und Kunstgeschichte) in Dorpat musste er 1877 ‘wegen einer Inkorrektheit’ abbrechen und war damit in seiner Gesellschaft geächtet. In Wien setzte er das Studium fort und lernte dort Ludwig Anzengruber kennen. Bis 1895 verwaltete der gesellschaftlich isolierte Keyserling die mütterlichen Güter Paddern und Telsen. Nach dem Tod der Mutter und der Übergabe der Güter an die Majoratsherren zog er mit zwei Schwestern nach München. Durch eine Syphilisinfektion erkrankte er 1897 an einem Rückenmarksleiden und erblindete mit 45 Jahren.