Bachelorarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Kunst – Allgemeines, Kunsttheorie, Note: 1, 5, Universität zu Köln (Institut für Kunst und Kunsttheorie), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage nach einem Realismus in der Kunst wird in dieser Arbeit konkret auf die zeitgenössische Kunst bezogen. Differenziert sich diese zu sehr durch eine der Wirklichkeit gegenüberstehende Autonomie oder kann eine zeitgenössische Kunst realistisch und weltverbunden sein? Ist eine, wie im Beispiel der Aufnahme des Schwarzen Lochs vorgestellte, erweiterte bzw. veränderte Welterfahrung möglich?
Als Grundlage dieser Arbeit dient Wolfgang Welschs Theorie einer in Wirklichkeit verwickelten Kunst, die sich mithilfe des Einflusses der philosophischen Wahrnehmungsentwicklung begründet. Er sieht eine Verschiebung des Weltbildes von einem neuzeitlichen und modernen Dualismus zwischen Welt und Mensch zu einer evolutionstheoretisch begründeten Weltverbundenheit des Menschen als Anlass, diese Entwicklung auch auf das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit anzuwenden.
Am 10.04.2019 wird die erste Aufnahme und damit der erste visuelle Nachweis eines Schwarzen Lochs veröffentlicht. Es zeigt ein Radiobild des Ereignishorizontes eines Schwarzen Lochs, da es selbst kein Licht sendet und dementsprechend für uns nicht sichtbar ist. Dieser Ereignishorizont ist eine Grenze, hinter welcher alles Material verschwindet. Auf dessen spiralförmigen Kurven wird das Material um das Loch beschleunigt und aufgeheizt. Bei diesem Vorgang werden elektromagnetische Wellen abgegeben, die im Radiobereich von Teleskopen empfangen werden können. Diese Radiowellen sind nicht für das menschliche Auge sichtbar, weshalb die Daten für die Form eines Bildes aufbereitet werden müssen. Die rötliche Einfärbung wird dabei künstlich erzeugt und gibt die jeweiligen Intensitäten der elektromagnetischen Strahlung wieder.
Dennoch hat die Aufnahme den Anspruch, die Realität zu zeigen. Sie soll wissenschaftliche Forschung, die für einen Menschen kaum vorstellbar ist, wahrnehmbar machen. Es stellt sich damit in diesem Fall die Frage, inwiefern die fiktive Farbgebung problematisch für eine realistische Darstellung sein kann und weiterführend, ob es überhaupt eine realistische Wahrnehmung gibt.
Про автора
Felix Straub, geboren 1997 in Bonn, ist gymnasialer Lehrer für die Unterrichtsfächer Deutsch und Kunst. Im Laufe seines Studiums an der Universität zu Köln vertiefte er sich in die Theorie und Praxis der Deutsch- und Kunstpädagogik. Seine Abschlussarbeiten, die sich mit dem Realismus in der zeitgenössischen Kunst sowie den Möglichkeiten virtueller Kunstausstellungen beschäftigten, ermöglichten es ihm, seine persönlichen Interessenschwerpunkte zu definieren.