Die meisten Menschen sind ohne weiteres dazu bereit, andere Menschen zu töten, wenn es ihnen befohlen wird. Das ist die Lehre aus Stanley Milgrams berühmten Experimenten, die ein halbes Jahrhundert nach ihrer Durchführung zum Gegenstand einer wichtigen philosophischen Debatte geworden sind. Im Zentrum steht dabei der Begriff der moralischen Integrität, demzufolge das Verhalten einer Person wesentlich von Faktoren wie Charakter, moralischen Grundsätzen und persönlichen Werten festgelegt wird. Aber wie realistisch ist diese Vorstellung, wenn sich Menschen im entscheidenden Moment offenbar weitgehend von der Situation bestimmen lassen? Hans Bernhard Schmid verteidigt am Beispiel Milgramscher Versuchspersonen die These, daß es jenseits der traditionellen Alternative von Innen- und Außensteuerung die komplexen intersubjektiven Beziehungen sind, die in den jeweiligen Situationen menschliches Handeln bestimmen.
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Hans Bernhard Schmid ist SNF-Förderungsprofessor für Philosophie an der Universität Basel.