In diesem Streit – ausgelöst durch Emil Du Bois-Reymonds Vortrag 'Über die Grenzen des Naturerkennens '(1872) – ging es nicht mehr um die Abgrenzung der Erklärungskompetenzen von Religion, Philosophie und Naturwissenschaft, sondern um die Frage, ob der so erfolgreichen Naturwissenschaft ebenfalls Erkenntnisgrenzen gesetzt seien: an den Problemen der Erkennbarkeit des Wesens der Materie und der Rückführbarkeit der subjektiven Qualitäten menschlichen Empfindens und Denkens auf materielle Zustände. Die Behauptung, es gebe Bereiche, die der Wissenschaft nicht nur mit den damaligen Mitteln, sondern prinzipiell verschlossen blieben, schien ihren universalen Erklärungsanspruch zu unterminieren. Diese Debatte hat auch heute nichts an Brisanz verloren, auch wenn sie zumeist nicht mehr im direkten Rückgriff auf die damalige ausgetragen wird.
Про автора
Walter Jaeschke (geboren 1945, gestorben 2022) war Professor für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung des Deutschen Idealismus an der Ruhr-Universität Bochum. Von 1998 bis 2016 war er Direktor des dortigen Hegel-Archivs. Er war Leiter und Herausgeber der Ausgabe »G.W.F. Hegel. Gesammelte Werke« (bis 2016 herausgegeben von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften) sowie der Werke- und der Briefwechsel-Ausgaben Friedrich Heinrich Jacobis.