Fürsorge für Arme umfasste immer auch die Sorge um deren Gesundheit. Doch wie sah diese Gesundheitshilfe in ländlichen Regionen aus, die lange als rückständig galten? Diese Studie behandelt exemplarisch die preußischen Regierungsbezirke Trier und Koblenz und verbindet dabei den Blick auf Strukturen mit der Perspektive der Betroffenen.
Der Autor zeichnet das Bild überraschend vielfältiger Möglichkeiten – von gesundheitlicher Selbsthilfe bis zum Besuch in der Universitätsklinik. Am Ende des 19. Jh. erweist sich die kommunal organisierte Armenkrankenpflege als Motor der Ausbreitung akademisch gebildeter Ärzte im ländlichen Raum, auch die neuen Sozialversicherungen treiben den Wandel voran.
Wie empfanden aber die Armen selber ihre Krankheit? Bei wem suchten sie um Hilfe nach? Wie finanzierten sie teure Medikamente? Mikrohistorisch untersuchte Fälle offenbaren Flexibilität und Erfindungsreichtum der Armen in der Bewältigung ihrer Krankheit. Mit Anträgen auf öffentliche Armenhilfe wird dabei eine Quellenart genutzt, die in der Sozialgeschichte der Medizin bisher weitgehend unbeachtet geblieben ist.
Про автора
Martin Krieger, geb. 1977. 1997–2002 Studium der Geschichte, Klassischen Philologie (Latein), Philosophie und Sozialkunde an der Universität Trier. 2002 Magisterexamen und Erstes Staatsexamen in den Fächern Geschichte und Latein. 2002–2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SFB 600 „Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart“ an der Universität Trier. Seit November 2007 Studienrefendar für das Lehramt an Gymnasien am Studienseminar Lüneburg. Forschungen in den Bereichen Armut im ländlichen Raum und Sozialgeschichte der Medizin.