Die Suche der Deutschen nach ihrer Identität ist geradezu sprichwörtlich. Immer wieder kommt es zum Streit über Begriffe wie Nation, Heimat und Leitkultur. Trotz aller historischen Veränderungen ist das Selbstbewusstsein der Deutschen immer noch von Extremen geprägt und schwankt zwischen moralischem Größenwahn und peinlicher Selbstverleugnung. Dazu kommt, dass die mediale Empörungskultur einseitige Sichtweisen fördert. Vor lauter Rassismus, Sexismus, Rechtsextremismus und Nationalismus erkennt manch braver Bürger sein eigenes Land nicht wieder.
Für die bundesdeutsche Demokratie sind das bedrohliche Entwicklungen. Ohne eine vernunftgeleitete Wahrnehmung der Wirklichkeit verliert sie ihr Fundament. Reinhard Mohr beschreibt eindrucksvoll, warum es uns immer noch an republikanischem Selbstbewusstsein mangelt. Im Zentrum steht die Frage: Wo ist – zwischen Af D und Antifa – eigentlich die politische Mitte geblieben? Wofür stehen CDU, CSU und SPD? Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl sind diese Fragen dringlicher denn je.
Про автора
Reinhard Mohr, Jahrgang 1955, studierte Soziologie mit Diplom-Abschluss an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Von 1979 bis 1982 war er dort ASt A-Vorsitzender, später Redakteur der Sponti-Zeitschrift ‘Pflasterstrand’. Er arbeitete u.a. für die ‘taz’ und die ‘FAZ’, war von 1996 bis 2004 Redakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, dann Autor des ‘Stern’. Daneben schrieb er Kabaretttexte für Michael Quast und Matthias Beltz sowie mehrere Bücher, darunter ‘Zaungäste’ (1992), ‘Das Deutschlandgefühl’ (2005), ‘Meide Deinen Nächsten’ (2010) und ‘Bin ich jetzt reaktionär? Bekenntnisse eines Altlinken’ (2013). Mohr lebt in Berlin Prenzlauer Berg und schreibt als freier Journalist vor allem für ‘Welt am Sonntag’ und ‘NZZ’.