Über die Langlebigkeit von nationalistischem, kolonialistischem und judenfeindlichem Denken.
In dieser historisch-skandinavistischen Untersuchung wird erstmalig der schriftliche Nachlass des Hamburger Großkaufmannssohns W. L.G. Elmenhorst (1890-1964) analysiert: Gedichte, Berichte, Briefe, ein Kolonialroman und Erzählungen. Drei Interviews ergänzen diese Quellen.
Elmenhorst lebte von 1911 bis 1924 in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Sein Denken ist geprägt von Naturromantik, Antiurbanismus, Germanophilie, Nationalismus, Kaisertreue, Kolonialismus, Rassismus und Judenfeindlichkeit. Den Völkermord an Herero und Nama erwähnt er in seinem Nachlass nicht.
Sein Gedicht Eddische Lieder von 1920 ist Zeugnis für Legitimation deutscher Herrschaftsansprüche, für Instrumentalisierung und Ideologisierung nordgermanischer Mythen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Elmenhorst sieht sich als Germanen und Nachfahren von Wikingern.
Seine Sammlung von Artefakten indigener Völker sendet er dem damaligen Völkerkundemuseum in Hamburg. Nach 1918 prägen Hass auf England, Kolonialrevisionismus und ab 1923 die NS-Ideologie sein Denken. Der Nachlass zeigt beispielhaft die Langlebigkeit von nationalistischem, kolonialistischem und judenfeindlichem Denken vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik.
Про автора
Sybille Bauer, geb. 1946 in Göttingen, 1975 Promotion, 1973 bis 2006 im Schuldienst der Länder Niedersachsen und Baden-Württemberg, ab 1981 als Oberstudiendirektorin. 2007/08 bis 2010/13 Studium der Fächer Skandinavistik und Lateinische Philologie des Mittelalters an den Universitäten Freiburg und Basel.
Juliane Egerer ist Akademische Rätin an der Universität Augsburg. Sie forscht, lehrt und publiziert zu Themen der Skandinavistik (Nordischen Philologie) und der Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft, zu Dekolonisierung, Indigenen und nicht-Indigenen Literaturen aus Nordeuropa und Nordamerika, Transkulturalität, Identitätkonstruktionen, Environmental Humanities und Ecocriticism. Für Ihre Dissertation erhielt sie 2011 den Lutz-Röhrich-Preis für historisch-vergleichende Erzählforschung.