In astrologischer Massenliteratur, die sich als Esoterik ausgibt, wird ein Argumentationsmuster entwickelt, in dessen Rahmen vornehmlich diffuse autoritäre Strukturen ihrer Anhänger aufgenommen und weitergetrieben werden. Es liegen hier aber auch Wünsche nach einer besseren Welt verborgen, die von den Astrologiegläubigen auf die Sterne projiziert werden, um von dort Strafe und Rettung zugleich zu erwarten. Die Verschränkung dieser Motive macht ihren Doppelcharakter aus: der autoritäre Wunsch nach Ordnung und libertäre Strebungen verbinden sich in der Astrologie zu einer Chimäre von Himmel und Hölle. In der Astrologie liegt damit exemplarisch für die , , New Age’ Bewegung auch ein Zerrbild der mythischen Ansicht von der Welt vor, das seine Kraft aus der alten utopischen Vorstellung gewinnt, in der Sternensphäre seien die Bilder einer besseren Welt verborgen. Daher muss sich eine Kritik der Sterndeuterei auch davon leiten lassen, was in dieser an Kritik des Bestehenden direkt enthalten ist. Es wird daher nicht nur das Schema der astrologischen Ratgeberliteratur umfassend untersucht, sondern ebenfalls die aufgeklärte Argumentation auf ihre Möglichkeiten und Grenzen hin betrachtet.
Wolfgang Bock ist Professor für deutsche Sprache und deutsche Literatur an der Bundesuniversität von Rio de Janeiro, Brasilien